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Einführung
Gesamt-Zusammenfassung
Die Rechtsabteilung steht am Anfang eines
lungen, vor allem in Bezug auf Beteiligungen
beträchtlichen Veränderungsprozesses, aus-
sowie Mergers & Acquisition und Kartellrecht.
gelöst durch sich dynamisch wandelnde An-
Darüber hinaus unterstreichen die Befragten
forderungen in den Unternehmen und der da-
unisono den sich dadurch herausbildenden
durch notwendigen Erneuerung ihres Selbst-
höheren Stellenwert der Funktion Recht im
verständnisses, ihrer strategischen Ausrich-
Unternehmen und den größer werdenden Ein-
tung und ihrer Organisation. Für die Leiter
fluss auf den Unternehmenserfolg. Diesen
Recht zeichnet sich dieser Trend bereits heu-
Wandel haben die US-Unternehmensjuristen
te in einem Ursache-Wirkungs-Zusammen-
im Wesentlichen bereits vollzogen.
hang ab: Sie erwarten, dass zukünftig die Internationalisierung des Geschäfts und die
Eine unmittelbare Herausforderung für 2011
Gesetzesvielfalt und Regulierungsdichte wei-
aus diesen Veränderungen ist aus Sicht der
ter wachsen werden. Als Folge davon rech-
Mehrheit der Befragten (52%) eine steigende
nen sie mit weiter steigenden Anforderungen
Arbeitsbelastung, die mit annähernd gleicher
hinsichtlich ihrer Ausrichtung am Mandanten.
Belegschaft zu bewältigen ist. Im Durch-
Das zwingt sie, die Kapazität und Kompetenz
schnitt aller Befragten wird mit einer erheb-
ihrer Mitarbeiter in der Rechtsabteilung stän-
lichen Zunahme der Arbeitsbelastung in 2011
dig im Blick zu behalten. Gleichzeitig wollen
in den Rechtsgebieten Corporate Governan-
sie jedoch die Abläufe und die Kostenstruktu-
ce (64% der Leiter Recht erwarten hier eine
ren in der Abteilung weiter optimieren. Dieser
Mehrbelastung), Kartellrecht (49%), Beteili-
Balanceakt dürfte nicht leicht zu bewältigen
gungen und M & A (47%) sowie Individual-
sein.
verträge (47%). Die Bestrebungen der Gesetzgeber, umwelt- und energierechtliche
10
Thematisch rechnen die Legal Counsel nach
Themen auszuweiten sowie nationale Geset-
wie vor mit einer Zunahme von Corporate
zesinitiativen voranzutreiben, ist dabei ein
Governance- und Compliance-Sachverhalten
gewichtiger Grund für diese Befürchtung. In
sowie einem noch stärkeren Einfluss recht-
2011 planen deshalb 45% der befragten Lei-
licher Fragen in wirtschaftlichen Themenstel-
ter Recht eine Erhöhung ihres Budgets, wäh-
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rend 8% trotz Erhöhung der Arbeitsbelastung
sind mit ihrer Abteilung dem CEO zugeord-
mit einer Budgetverringerung rechnen. Wenn
net, während dies bei 79% der US General
jedoch die Arbeitsbelastung steigt, die Bud-
Counsel der Fall ist. Das ist eine klare Zu-
gets gleich bleiben oder sogar gekürzt wer-
nahme gegenüber 2009. Einheitlichkeit bei
den, muss die dadurch entstehende „Effi-
den Fortune 150 besteht hingegen in der Or-
zienzlücke“ durch aufbau- und ablauforgani-
ganisationsform als zentrale Konzernrechts-
satorischen Effizienzgewinn oder längere
abteilung. Dies ist bei 88% der Befragten
Arbeitszeiten geschlossen werden. Nur so
der Fall. Allerdings treten bei genauerem
kann der bisherige Qualitätsstandard gehal-
Hinsehen auch hier deutliche Unterschiede
ten werden. Bei den US-Unternehmensjuri-
zutage: 15% haben dabei die dezentral vor-
sten hingegen wird die erwartete Zunahme
handenen Rechtsabteilungen, zum Beispiel
der Arbeitsbelastung mehrheitlich durch hö-
bei Tochterfirmen oder Niederlassungen,
here Budgets und ein stärkeres Wachstum
disziplinarisch an die Konzernrechtsabtei-
interner Anwälte ausgeglichen.
lung angebunden, während bei 12% die dezentralen Rechtsbereiche nicht aus der Kon-
Fragestellungen zu Aufbau- und Ablaufor-
zernrechtsabteilung (disziplinarisch) geführt
ganisation sind für den Leiter Recht nicht
werden, obwohl dies, als Ergebnis der
unbedingt neu, jedoch handelt es sich dabei
Untersuchung, zu einem deutlichen Kosten-
für die Rechtsabteilung um ein sehr junges
nachteil führt. Die Gesamtkosten pro Anwalt
und noch wenig ausgereiftes Thema. Dies
der Unternehmen mit disziplinarisch unter-
zeigt sich in der Vielfalt und in der Varianz
stellten Rechtsabteilungen liegen um 14% p.
organisatorischer Ausprägungen in den
a. niedriger (€ 119.348 zu € 135.870). Strin-
Rechtsabteilungen der Top-150-Unterneh-
gente, zentrale Führung wirkt sich in der
men in Deutschland deutlich. Im Gegensatz
Rechtsabteilung monetär aus.
zu den USA liegt bei der organisatorischen Zuordnung der Rechtsfunktion in Deutsch-
In den deutschen Top-150-Unternehmen ar-
land ein sehr fragmentiertes Bild vor. 64%
beiten durchschnittlich 2,5 Anwälte pro Um-
(vgl. 2009: 50%) der deutschen Leiter Recht
satzmilliarde, in den USA kommen auf eine
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Milliarde € Umsatz 6,5 interne Anwälte. Je
druck bereits konkrete Maßnahmen folgen
größer das Unternehmen (am Umsatz ge-
zu lassen.
messen), desto geringer ist die relative Anzahl der eingesetzten Juristen und desto kleiner
Bei der Zusammenarbeit mit externen
wird die Streubreite. Unternehmen mit bis zu
Rechtsanwaltskanzleien sieht eine große
5 Mrd. € Umsatz beschäftigen durchschnitt-
Zahl der befragten Unternehmen ein erheb-
lich 5,3 Anwälte. Ab 20 Mrd. € Umsatz sind es
liches Verbesserungs- und Kostensen-
durchschnittlich nur noch 1,5 Anwälte.
kungspotenzial. Dies vor dem Hintergrund, dass der durchschnittliche interne Aufwand
12
Neben der aktuellen Anzahl der Beschäftig-
der Rechtsabteilung pro Umsatzmilliarde bei
ten ist auch die geplante Veränderung der
€ 279.000 liegt, der Aufwand für externe
eingesetzten Mitarbeiter von großem Inter-
Kanzleien jedoch mit € 390.000 um rund
esse, da sie die Erwartungen des zukünfti-
40% darüber. Im Durchschnitt liegt der Stun-
gen Arbeitsanfalls über die Personalplanung
densatz für die Anwälte externer Kanzleien
widerspiegelt. Von einem deutlichen Anstieg
(€ 328) mehr als zweieinhalbmal so hoch
der eingesetzten Anwälte gehen 35% der
wie der interne Stundensatz eines hauseige-
Befragten aus, wobei 3% mit einer stärkeren
nen Juristen (€ 125). Bereits bei einer Aus-
Beschäftigung von „Paralegals“ rechnen. 8%
lastung eines internen Mitarbeiters von 38%
wollen die Anzahl ihrer Anwälte reduzieren.
lohnt sich das Insourcing. 84% der befragten
Per Saldo wird also mit einem Anstieg von
Leiter Recht belasten ihre Mandanten verur-
27% gerechnet. Hingegen wollen 13% der
sachergerecht mit den Kosten der externen
Firmen die Sekretariatsarbeitsplätze redu-
Rechtsberatung, allerdings stellt nur knapp
zieren, während nur bei 9% eine Erhöhung
die Hälfte der Unternehmen die Ist-Vollko-
geplant wird. Somit sinken diese Arbeitsplät-
sten in Rechnung. Drei Viertel der Befragten
ze im Durchschnitt um 4%. Dies kann bereits
stellen den Fachabteilungen die externen
als erstes Signal gewertet werden, in Zukunft
Kosten in Rechnung, nur 43% belasten die
stärker auf die Effizienz der Arbeitsorganisa-
internen Rechtsberatungskosten. Vor dem
tion zu achten und dem erwarteten Kosten-
Hintergrund einer notwendigen Kostenkon-
Einführung
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trolle ist dieses Vorgehen sinnvoll, um Trans-
ringerung der Kosten ein wesentliches Ent-
parenz und eine verursachungsgerechte Ab-
scheidungskriterium. Doch in erster Linie
rechnung der juristischen Leistungen zu er-
setzen die Leiter Recht auf die Qualität der
zielen. Hier zeigt sich also noch erhebliches
Beratung vor der zeitlichen und diese wiede-
Optimierungspotenzial.
rum vor die finanzielle Dimension.
Infolge der aufkommenden Effizienzziele in
Als Fazit der Untersuchung kann festgehal-
den Rechtsabteilungen werden alternative
ten werden: Die Rechtsabteilung befindet
Honorierungsformen weiter zunehmen. Die
sich in einem massiven Umbruch. Unter-
Abrechnung nach individuellen Stundensät-
nehmensrechtsabteilungen, die ihre Orga-
zen bleibt mit 40% auf dem Niveau von 2009,
nisation und Strategie an den veränderten
dafür steigt die Zahl volumenabhängiger Ra-
Anforderungen ausrichten, können einen
battvereinbarungen auf 15%. Mit innovativen
nachweisbaren Effizienz- und Kostenvorteil
Preismodellen könnten sich Kanzleien gute
erzielen, der sich vor allem auch in der Qua-
Chancen herausarbeiten, um sich von ihren
lität der Rechtsberatung niederschlagen
Wettbewerbern zu differenzieren. Die Unter-
wird. In den US-Unternehmen hat sich der
suchung hat gezeigt, dass Unternehmen mit
Wandel zum Mitgestalter am Unterneh-
Rahmenverträgen nur 3–9% an externen Ko-
menserfolg im Wesentlichen bereits vollzo-
sten einsparen. Insgesamt scheint die Be-
gen und kann dadurch als ein Orientie-
ziehung zwischen externem Anwalt und der
rungspunkt für die deutsche Rechtsfunktion
Rechtsabteilung noch Verbesserungspoten-
dienen.
zial zu beinhalten. Neun von zehn Leitern der Rechtsabteilung fordern von den externen Kanzleien in erster Linie mehr BranchenKnow-how, sowohl in juristischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Für 44% ist die Ver-
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Inhaltsverzeichnis
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Vorwort
4
Management Summary
6
Einleitung
8
Gesamt-Zusammenfassung
10
1. Empirische Ergebnisse und Demografie der Studie
19
1.1. Branchenverteilung der teilnehmenden Unternehmen und Rücklaufquote
20
1.2. Größe der teilnehmenden Unternehmen
22
1.3. Position der Befragten im Unternehmen
24
Zusammenfassung: 1. Empirische Ergebnisse und Demografie der Studie
27
2. Trends in der Rechtsabteilung
29
2.1. Herausforderungen der Leiter Recht für 2011/12
30
2.2. Herausforderungen der US General Counsel für 2011/12
34
2.3. Maßnahmen zur Optimierung der Rechtsabteilung
36
2.4. Auswirkungen neuer Gesetze und Vorhaben auf das Handeln der Unternehmen
38
2.5. Veränderungen der Arbeitsbelastung je Rechtsgebiet in 2011/12
40
2.6. Veränderung der Arbeitsbelastung in 2011/12 im Vergleich zur USA
42
2.7. Die Rolle der Rechtsabteilung im Unternehmen
44
2.8. Trends in Organisation und Strategie der Rechtsabteilung
46
Zusammenfassung: 2. Trends in der Rechtsabteilung
48
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3. Organisation der Rechtsabteilung
51
3.1. Organisatorische Zuordnung der Rechtsabteilung
52
3.2. Organisationsformen der Rechtsabteilung
54
3.3. Gesamtkosten in Abhängigkeit von der Organisationsform der Rechtsabteilung
58
3.4. Typische Probleme der Rechtsabteilung im Tagesgeschäft
60
3.5. Definition und Abstimmung wesentlicher Prozesse in der Rechtsabteilung
62
3.6. Regelung der Zusammenarbeit mit Hilfe einer „Richtlinie Recht“
64
3.7. Qualitätssicherung in der Rechtsabteilung
66
3.8. Durchschnittliche Anzahl von Anwälten in der Rechtsabteilung
68
3.9. Durchschnittliche Anzahl von Sekretariats- und Hilfskräften in der Rechtsabteilung
70
3.10. Verhältnis der Anwälte zu Supportkräften
72
3.11. Relative Größe der Rechtsabteilung im Verhältnis zum Unternehmensumsatz
74
3.12. Relative Größe der Rechtsabteilung in den USA
76
3.13. Beschäftigungsentwicklung in der Rechtsabteilung in 2011/12
78
3.14. Verteilung der Anwälte auf einzelne Rechtsgebiete
80
3.15. Insourcing- und Outsourcingquote je Rechtsgebiet in 2011/12
82
3.16. Make-or-buy-Relation im Vergleich zur Wichtigkeit des Rechtsgebietes
84
3.17. Outsourcing-Quote in Abhängigkeit von der Größe der Rechtsabteilung
88
3.18. Insourcing-Quote je Rechtsgebiet im Vergleich zu den USA
92
3.19. Führungsspanne und Hierarchiestufen in der Rechtsabteilung
94
3.20. Organisation des Bereichs Compliance
98
3.21. Veränderung des Aufwandes für Compliance
100
3.22. Verwendung von Kennzahlen zu Steuerungszwecken
102
Zusammenfassung: 3. Organisation der Rechtsabteilung
4. Kosten der Rechtsabteilung
109
4.1. Durchschnittlicher Stundensatz eines Unternehmensjuristen
110
4.2. Kosten der Rechtsabteilung im Verhältnis zum Unternehmensumsatz
114
4.3. Verrechnung der Kosten und Leistungen der Rechtsabteilung
118
4.4. Budgetveränderungen der Rechtsabteilung von 2005 bis 2011/12
120
4.5. Methoden zur Kostensenkung in der Rechtsabteilung
122
4.6. Einsatz EDV-gestützter Systeme und Lösungen
124
Zusammenfassung: 4. Kosten der Rechtsabteilung
16
104
Inhaltsverzeichnis
128
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5. Zusammenarbeit mit externen Kanzleien
131
5.1. Einsatz externer Kanzleien pro Rechtsgebiet
132
5.2. Make-or-buy-Strategie zur Auswahl externer Kanzleien
136
5.3. Nutzung von Rahmenvereinbarungen mit externen Kanzleien
138
5.4. Kostenwirksamkeit von Rahmenvereinbarungen
140
5.5. Anzahl der eingesetzten externen Kanzleien
142
5.6. Einbindung der Rechtsabteilung bei der Mandatierung externer Kanzleien
144
5.7. Gründe für die Auslagerung von Aufgaben an externe Kanzleien
146
5.8. Evaluation und Dokumentation der Leistungen externer Kanzleien
148
5.9. Vergleich internationaler Großkanzleien zu mittelständischen Kanzleien und „Boutiquen“ 150 5.10. Wichtigkeit von Differenzierungskriterien externer Kanzleien
152
5.11. Abrechnungsmodelle bei der Honorierung externer Leistungen
154
5.12. Stundensätze externer und interner Anwälte im Vergleich
156
5.13. Kriterien zur Auswahl externer Kanzleien
158
5.14. Maßnahmen zur Optimierung der Zusammenarbeit mit externen Kanzleien
160
5.15. Verantwortung für Mandatierung und Rechnungsprüfung
162
Zusammenfassung: 5. Zusammenarbeit mit externen Kanzleien
164
Fragebogen
168
Schlagwortregister
194
Abkürzungsverzeichnis
199
Quellenverzeichnis
200
Abbildungsverzeichnis
202
Impressum
204
Otto • Henning General Counsel Benchmarking-Report 2011/12
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