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Giardina

sonntagszeitung.ch | 5. März 2017

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«Der Bezug zur Natur ist stärker geworden» Das Gartenbau-Unternehmen Spross gibt es seit 125 Jahren. Geführt wird es in fünfter Generation von Natalie Spross Döbeli

Wie ein südliches Ferienparadies: Garten von Magatti

Die Natur als Vorbild Leonardo Magatti sorgt mit seinem «Gartenspiel» für südländische Stimmung

«Die Giardina spornt mich an, immer besser zu werden», sagt Leonardo Magatti. Letztes Jahr wurde der Gartengestalter aus Cernobbio mit dem Gold Award in der Kategorie «Ideengarten» ausgezeichnet, zusammen mit Giannini Graniti. Das Unternehmen aus ­Lodrino gehört zu den führenden Spezialisten in der Verarbeitung von Granit. Mit Produkten, die genau ­jenen Tessiner Touch aufweisen, der jeden Garten in ein südländisch anmutendes Ferienparadies ­verwandelt. Ihren Ideengarten «Gartenspiel» haben Leonardo Magatti und Giannini Graniti zusammen mit Schättin Gartenbau realisiert. Magatti entwarf dafür die Outdoor-Möbel und -Elemente, die Giannini Graniti in Tessiner Stein umsetzte . «Meine Inspiration ­entsteht aus dem Bezug zum Material – in diesem Fall den Tessiner Granit», erklärt der Italiener. «Gartenspiel» entspricht mit seinem spielerischen Ansatz ganz dem Gartentrend der «Neuen Natürlichkeit», den die Giardina in diesem Jahr thematisiert. Kein Wunder: Leonardo ­Magatti bezeichnet die Natur als sein Vorbild, «denn niemand gestaltet besser als sie». Seine Ideen entstehen, während er die Welt um sich herum beobachtet. Ein Garten sei immer funktional und schön, ein ­harmonischer Wohnraum, welcher der Entspannung und dem Wohlbefinden diene. «Ein schöner Garten berührt, erinnert an glückliche Momente und ver­mittelt Unbeschwertheit.» Marius Leutenegger und Erik Brühlmann

Kobels Gartenmauer besteht aus lauter Büchern

Ein Garten der Poesie

Einfach raffiniert. Gartengestalter Marcel Egli setzt auf wenige Elemente, mit denen er gekonnt spielt

Hansueli Kobel baut eine Brücke zwischen Baum und Buch Marius Leutenegger

Wann ist eine Gartengestaltung geglückt? «Wenn die Kundin im Tram sitzt und sich in der Hektik des A ­ lltags nach ihrem Garten zurücksehnt», sagt Hansueli Kobel. Ein Garten muss die Seele berühren, ist der Inhaber von Kobel Gartengestaltung überzeugt. Darum ist für Hansueli Kobel auch klar: Er muss seine Kundinnen und Kunden gut kennen, ehe er beginnt, ihren ­Garten zu entwerfen. «Ich muss ihre Bedürfnisse, Träume und geheimen Wünsche herauskitzeln.» Weil die Gärten, die Kobel Gartengestaltung mit Standorten in Uetikon am See und in Bubikon kreiert, genau auf die Kunden abgestimmt sind, gibt es denn auch keinen auf den ersten Blick alles dominierenden Kobel-Stil. Der zweite Blick offenbart dann aber doch Haltungen und Vorlieben: Alles ist von erlesener Qualität. Harmonie, Proportionen und Atmosphäre spielen herausragende Rollen, Naturstein und Stahl setzen aussergewöhnliche Akzente. Für die Giardina hat sich Kobel etwas ganz Be­ sonderes einfallen lassen. Gemeinsam mit dem ­Baumretter Ueli Lamprecht hat er einen «Garten der Poesie» entwickelt. «Bücher und Bäume gehören zusammen, denn Papier wird aus Holz gefertigt, und Literaten haben sich immer wieder mit Gärten auseinandergesetzt.» Aus 14 Kubikmetern alter Bücher entsteht eine fast zwei Meter hohe Mauer, davor wird ein Baustellenwagen als Lesezimmer platziert, wo verschiedene Autoren lesen werden. Marius Leutenegger

«Leidenschaft.» Dieses Wort verwendet der Gartenbaumeister Marcel Egli immer wieder, wenn er über seine Arbeit spricht – und zwar so oft, dass er sich irgendwann dafür entschuldigt. Das muss er aber nicht: Man spürt im Gespräch mit ihm sehr schnell, dass er das Wort nicht aus einer Mode heraus nutzt, sondern weil es ­einfach am präzisesten beschreibt, was ihn täglich antreibt. Egli Grün wurde 1936 in Sirnach im Thurgau gegründet als klassische Gärtnerei, die Pflanzen kultivierte und verkaufte, Blumengebinde fertigte und Gräber pflegte. Klassisch war auch die Struktur des Betriebs: Grossvater Egli, der Gründer, war ein Patron alter Schule und duldete kaum Widerspruch. «Als ich vor 25 Jahren in den Betrieb einstieg, sagte dann aber mein Vater Niklaus Egli, er lasse uns die Freiheiten, die er selber nie hatte», erzählt Marcel Egli. «Ein Glücksfall!» Denn Marcel Eglis Herz

Streben nach Zeitlosigkeit Neue Natürlichkeit? Für den Landschaftsgärtner Marcel Egli von der Firma Egli Grün in Sirnach TG gilt das nicht – denn er hat schon immer auf Natürlichkeit gesetzt

schlug für den Gartenbau, ein bisher eher vernachlässigtes Standbein des Betriebs. «Die Pflanzenproduktion interessierte mich nicht so sehr», sagt der Landschaftsgärtner. «Architektur hingegen war schon immer meine . . ., nun, meine Leidenschaft! Genau so wie das Zeichnen. Nun konnte ich das voll ausleben.» Calanca-Gneiss strahlt Kraft und Unvergänglichkeit aus

Heute zählt Marcel Egli, der alle Projekte noch von Hand plant und dessen Entwürfe eigentlich gerahmt an die Wand gehörten, zu den führenden Gartengestaltern der Ostschweiz. Vier Gartenbauteams von Egli Grün sind parallel unterwegs, für Private, die öffentliche Hand und Firmen. Das Unternehmen hat etwa das Konzept für den Aussenraum beim Kloster Fischingen entwickelt und ganze Friedhofsanlagen ent­ worfen. Und auch wenn Egli Grün hochwertige Gärten gestaltet, denen man die hohe Qualität und

die Sorgfalt dahinter ansieht, zählt das Unternehmen keineswegs nur vermögende Leute zu seinen Kundinnen und Kunden. «Es gibt immer Möglichkeiten, auch mit einem etwas geringeren Budget ein sehr schönes Resultat zu erzielen», sagt Marcel Egli, «dann muss man vor allem aber klare Schwerpunkte setzen.» Landschaftsarchitektur hat Marcel Egli zwar nicht studiert, dem Landschaftsgärtner macht in dieser Disziplin aber kaum jemand etwas vor. Seine Gestaltung hat eine klare Handschrift, die bei einer sehr breit gefächerten Kundschaft ankommt – denn ihr geht jede Manieriertheit ab. Marcel Egli setzt auf wenige Elemente, mit denen er gekonnt spielt und die man im Schaugarten in Sirnach eins zu eins begutachten kann. Auffällig ist zum Beispiel der vielfältige Einsatz von Naturstein. «Ich arbeite fast nur mit CalancaGneiss», sagt der Gestalter. «Dieser Stein strahlt in allen Formen Kraft und Unvergänglichkeit aus.»

Das passt, denn Marcel Egli strebt stets nach Zeitlosigkeit. «Eine Gestaltung ist dann geglückt, wenn man sich im Garten auch nach dreissig Jahren noch wohlfühlt», findet er. Oder umgekehrt ausgedrückt: Ein Garten funktioniere oft deshalb nicht richtig, weil man zu sehr auf Trends gesetzt habe. «Auch ich begann vor zwanzig Jahren mit Feng-Shui. Dann merkte ich aber: Ich brauche das nicht.» Von der Beleuchtung bis zur Auswahl der Gartenmöbel

Ebenso wenig braucht Marcel Egli alles, was man unter dem Begriff «Kitsch» sublimieren kann – alles, was vorgibt, etwas anderes zu sein, als es ist. Kunstholz oder Keramikplatten im Natursteindesign sind ihm zum Beispiel ein Graus. «Solche Elemente sind nicht ehrlich, und das spürt man sofort», ist er überzeugt. Da ist der Gestalter eben auch Gärtner durch und durch. Ein Vorteil seiner Biografie sei, dass er vom Handwerk her komme, sagt Marcel Egli. «Ich

weiss, was technisch möglich ist, und nehme schon bei der Planung darauf Rücksicht.» Egli Grün kümmert sich um alles, von der Beleuchtung über die Auswahl der Gartenmöbel bis zur Aufbereitung des Wassers im Swimmingpool. Viele Fachleute arbeiten fest im Betrieb, Knowhow bezieht Marcel Egli aber auch von ausserhalb. «Wir arbeiten mit vielen Detailfanatikern zusammen, mit Leuten, die ihr Tun wirklich lieben», sagt er. Einige davon wirken auch am Stand von Egli Grün an der Giardina mit, zum Beispiel Alfredo Polti, der die Sirnacher Gartenbauer seit 25 Jahren mit Gneiss beliefert, oder die Bernhard-Baumschulen, die für die passenden Pflanzen sorgen. Der 360 Quadratmeter grosse Schaugarten an der Ausstellung präsentiert alle Elemente, mit denen Marcel Egli gern arbeitet. Er ist damit eine ­echte Visitenkarte für eine überzeugende Ästhetik – und eine ­allzeit spürbare Leidenschaft.

Noch immer denken viele bei Spross an den «Gärtner der Nation», Ihren 2004 verstorbenen Grossonkel Werner H. Spross. Wie viel von ihm steckt noch im Unternehmen? Sein Werk ist immer noch sehr präsent. Bei der Firmenkultur gab es hingegen einen grossen Wandel, weg von der steilen Hierarchie hin zur Teamarbeit. Mit 175 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von 75 Millionen Franken ist Spross eines der grossen Unternehmen der Branche. Wofür steht der Name heute? Im Zentrum steht bei uns die Fachkompetenz. Ob es um Gross- oder Kleinanlagen geht, um einen Komplettbau mit Sauna, ein Putting-Green, einen Swimmingpool oder die alltägliche Gartenpflege – wir können alle Wünsche erfüllen. Dank unserer Grösse und unserer Geschichte verfügen wir neben Wissen auch über ein riesiges Netzwerk. 2017 feiert Spross das 125-Jahr-Jubiläum. Welche Rolle spielt Tradition heute noch? Die Kundinnen und Kunden können davon ausgehen, wenn es dieses Unternehmen seit 125 Jahren gibt, macht es etwas richtig. Das schafft Vertrauen. Die Einstiegshürden für Gartenbaugeschäfte sind doch recht überschaubar. Überspitzt gesagt braucht es gerade mal einen Rasenmäher und eine Rebschere. Ob die Facharbeit dahinter dann stimmt, beantwortet über kurz oder lang die Natur. Sie übernahmen den Posten als CEO von Ihrem Vater Heinz Spross, der heute Präsident des Verwaltungsrats ist. Wie anstrengend ist es, den Vater als Vorsitzenden zu haben? Mein Papi ist super! Und ich bin froh, dass er noch immer im Unternehmen ist, denn er verfügt über viel Erfahrung. Super finde ich auch, dass er ein Opi mit Herz ist – im ­Notfall kümmert er sich auch gern mit meiner Mami um unsere beiden Kinder, wenn ich an meinem freien Tag ­beruflich gefordert bin. Sie arbeiten als CEO nicht voll? Nein, zwischen 70 und 80 Prozent. Auch darum brauche ich ein Team. Können Sie sich als Frau innerhalb des männlich dominierten Gartenbaus durchsetzen? Jein. Noch heute machen wir die Erfahrung, dass einige Klischees zutreffen: Bei unserer Kundschaft ist meist die Frau die Ansprechperson, wenn es um die Gestaltung geht – und der Mann sagt dann, was es kosten darf. Auch vor Ort heisst es schnell: «Besprechen Sie das mit meiner Frau!» Tatsächlich ist die Bauwirtschaft aber nach wie vor sehr männlich geprägt . Die Spross-Holding verfügt auch über einen Bereich Immobilien. Ist es nicht so, dass der Gartenbau Arbeit macht und Ihre 1200 Mietwohnungen Geld einbringen? Mit Immobilien lässt sich einfacher Geld verdienen, das ist richtig. Aber unser Immobiliensektor beschäftigt nur 15 Leute, der Gartenbau hingegen 90. Das bringt Verantwortung mit sich. An der Giardina präsentieren Sie einen 600 Quadratmeter grossen Rückzugsort. Was wollen Sie damit zeigen? Wir leben in einer sehr hektischen Zeit. Es wird immer wichtiger, dass man sich Auszeiten nimmt. Der Garten bietet sich ideal dafür an. Das Motto der diesjährigen Giardina lautet «Neue Natürlichkeit». Wie erleben Sie diese? Lange Zeit durfte der Garten keinen Aufwand machen, man setzte auf Stein und unkomplizierte Pflanzen. Jetzt aber ist er eine Ergänzung zum Wohnraum, ein Rückzugsgebiet, in dem der Wohlfühlfaktor eine grosse Rolle spielt. Man setzt sich auch viel stärker mit dem Garten auseinander. Man will verstehen, was für eine Pflanze da steht und wie man sie pflegt. Der Bezug zur Natur ist stärker geworden. Das merken wir auch bei Grossprojekten. Im Zürcher Zollfreilager zum Beispiel stellen wir zahlreiche Hochbeete auf, in denen die Leute etwas anpflanzen können.  Marius Leutenegger

Seit 2013 CEO der Spross Holding: Natalie Spross Döbeli