Die Geschichte der Kapellengemeinde Nordbrock 1923

Die Geschichte der Kapellengemeinde Nordbrock 1923 Der Plan, eine Kapelle in Nordbrock zu bauen bestand schon lange. Damit würde der am Sonntag bis zu...

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Die Geschichte der Kapellengemeinde Nordbrock

1923 Der Plan, eine Kapelle in Nordbrock zu bauen bestand schon lange. Damit würde der am Sonntag bis zu 9 km weite Kirchweg zu Fuß zur Dingdener Pankratiuskirche vielen Nordbrocker Familien erspart bleiben. Besonders im Winter ist diese Strecke sehr beschwerlich. Im Sommer dieses Jahres werden die Weichen gesetzt. Pfarrer Anton Baurichter, Vikar Karl Spaning und Kaplan Franz Janmieling aus Dingden sowie Lehrer Waldemar Rohde und die Kirchenvorstandsmitglieder Wilhelm Hufe, Alois Bengeforth und Gerhard Frankemölle aus Nordbrock setzen sich für den Bau einer neuen Kapelle ein. In der Frage des Grundstücks treten die Nordbrocker an die politische Gemeinde Dingden heran. Am 27. Juni wird von der Gemeindevertretung daraufhin folgender Beschluss gefasst: „Auf Antrag der Bauerschaft Nordbrock, die Gemeinde Dingden möge zum Bau einer Kapelle ein Grundstück in der Nähe der Schule Nordbrock abtreten, beschließt die Gemeindevertretung einstimmig, dass sie mit der Übereignung eines Grundstücks in einer angemessenen Größe zum Zweck der Erbauung einer Kapelle grundsätzlich einverstanden ist. Die Auflassung soll erfolgen, sobald der Bau einer Kapelle feststeht. Alsdann soll auch die Lage und die Größe der Parzelle noch näher bestimmt werden“. Anwesend in dieser Sitzung sind: Amtmann Dörner, Beigeordneter Kösters, Gemeindevorsteher Hoffmann sowie die Gemeinderatsmitglieder Freesmann, Daniels, Nienhaus, Thünte, Looks, Vehns, Hörnemann und Hufe. Die Nordbrocker wollen – trotz Hyperinflation – je Morgen 5 Pfund Fleisch für den Kapellenbau stiften. Einige „Grenzfamilien“ aus Berg und Krommert verpflichten sich mit. Für sie ist die Kapelle günstiger zu erreichen als d ie Kirchen in Dingden oder Rhede. Jede Familie leistet eine Abgabe. Nachgewiesen sind: Name Größe des Hofes (Morgen) Belting, Theodor 25? [nicht angegeben] Bengeforth, Alois 20 Blomen, Heinrich 25 Daniels, Bernhard 5 Daniels, Wilhelm 220 Frankemölle, Gerhard 30 Groß-Bölting, Wilhelm 90 Groß-Heynk, Johann 40 Groß-Langenhoff, Bernhard 250 Hartmann, Johann 160 Hartmann, Wilhelm 30 Hegering, Bernhard 25 Hegering, Wilhelm 25 Hufe, August 25 Hufe, Wilhelm 215

zu liefern (in Pfund) 125 100 150 25 1.200 150? [nicht angegeben] 450 300 1.300 900 150 150 150 150 1.200

Joosten, Theodor Keiten-Schmitz, Heinrich Knipping, Bernhard Leiting, Gerhard Möllmann, Gerhard Möllmann, Heinrich Mumbeck, August Paus, Heinrich Ritte, Bernhard Rittmann, Gerhard Schäfer, Hermann Schlebusch, Albert Schweers, Johann Siemen, Bernhard Sieverdingbeck, Heinrich Sondermann, Bernhard Stegemann, Wilhelm Terhardt Terhorst, Karl van der Linde Wellmann, Wilhelm Wülfing Wullweber

20 80 40 50 180 45 15 45 55 45 15 100 90 40 180 40 20 12 120 17 20 80? [nicht angegeben] 15? [nicht angegeben]

100 400 250 250 100 250 75 250 300 300 75 600 450 500 1.000 250 120 60 700 100 100 500 75

Familie Paus, genannt Homesmann, spendet das 1.400 m² große Grundstück gegenüber der Schule und lässt es vermessen. Damit tritt man vom ursprünglichen Plan ab, ein öffentliches Grundstück in Anspruch zu nehmen. Archit ekt Tinnefeldt aus Wesel fertigt im August die Pläne an und übernimmt die Bauleitung. Als Maurer wird Meister Nachtigall aus Homer gewonnen, die Gebrüder Schlatt aus Krommert übernehmen die Arbeit en am Dach. Die Schreinerarbeiten führt Wilhelm Stegemann aus Nordbrock aus, während die Kirchenbänke von Heinrich Hitpaß und die Türen (zweiflüglige Haupteingangstür und die Sakristeitür) von Heinrich Schmänk aus Dingden hergestellt werden. Heinrich Schmänk sorgt auch für die Installation der elektrischen Anlagen. Peter Goldkuhle aus Rhede zeichnet sich für die Ausmalung verantwortlich. Das Bischöfliche Generalvikariat in Münster genehmigt am 26. September den Bauplan unter der Bedingung, dass die Dingdener Pfarrgemeinde für die Seelsorge der zukünftigen Kapellengemeinde verantwortlich ist und einen Priester bereitstellt. Pfarrer Baurichter sichert dies dem Bischof ausdrücklich zu. Am 29. September, dem Fest des hl. Erzengels Michael, findet die feierliche Grundsteinlegung durch den Dingdener Pfarrer Baurichter statt. Zum Kirchenpatron wählt man den hl. Antonius den Großen, zur Ehre des Pfarrers Baurichter. Zudem ist St. Antonius Schutzherr der Landwirtschaft, der Viehzucht und Helfer gegen Feuer und Krankheiten sowie der Name des Nordbrocker Schützenvereins. Fast alle Nordbrocker nehmen an diesem festlichen Akt teil, ebenso Amtmann Josef Dörner und der Landrat des Kreises Rees, Dr. Theodor Schneemann [er besitzt das Gut Stamm in Nordbrock].

Eine Roggenkollekte wird im Spätherbst vom Amt Dingden genehmigt. Damit soll weiteres Geld zur Errichtung der Kapelle aufgebracht werden. Die Kollekte bringt einen „ansehnlichen Betrag“ ein. Mit der Währungsreform am 15. November wird die Rentenmark festgesetzt (1 Rentenmark entspricht nun 1 Billion Mark). Dadurch sind die Geldmittel für den Kapellenbau erschöpft und der Rohbau liegt vorerst still. Eine weit ere Folge der Währungsreform sind d ie stark gesunkenen Fleischpreise. Sie fallen extrem ab und sind noch unter denen der Vorkriegszeit.

1924 Der Kapellenverein, ein eingetragener Verein zur Fertigstellung und Unterhaltung der Kapelle, wird ins Leben gerufen. Vorsitzender des Kapellenvereins ist der jeweilige Pfarrer von Dingden, stellvertretender Vorsitzender wird der Gemeindevorsteher Nordbrocks, Schriftführer und Rendant der jeweilige Lehrer an der Nordbrocker Schule [falls alle Mitglieder des Vereins sind]. Ein stellvertretender Schriftführer ist zu wählen. Am 20. Januar nimmt der neue Verein in seiner konstituierenden Sitzung seine Satzung an, wonach alle Vereinsmitglieder monatlich einen Betrag von 5 Goldpfennigen je Morgen entrichten. Einstimmig gewählt werden Pfarrer Anton Baurichter zum 1. Vorsitzenden, Wilhelm Hufe zum stellvertretender Vorsitzenden, Waldemar Rohde zum Schriftführer und Kassierer und Alois Bengeforth zum stellvertretenden Schriftführer und Kassierer. Die Eintragung beim Amtsgericht Bocholt erfolgt am 9. Februar unter Nr. 44. Dadurch erhofft man, von der Bank ein Darlehen für den Bau zu erhalten. Doch dazu kommt es nicht. Zu Ostern, 16. April, beginnen die Bauarbeit en wieder, die aber nur sehr zögernd verlaufen. Zu dem Münsteraner Bischof Johannes Poggenburg, der gerade in Loikum die Jugendlichen firmt, entsendet Nordbrock eine Abordnung. Der Bischof gewährt daraufhin zur Fertigstellung der Kapelle eine Geldspende in Höhe von 3.000,00 RM. Aus der Schlosskapelle Krechting erwirbt man einen alten barocken Altaraufsatz aus Holz. Er stammt aus der Zeit um 1670 und erhält in der Kapelle seinen Platz. Am 23. April erfolgt die Anmeldung bei der RWE AG zum Bezug von Strom. [Damit ist die Kapelle das wahrscheinlich erste mit elektrischer Energie versorgte Gebäude. Erst 1927 begann in Nordbrock die allgemeine Elektrifizierung.] Der Bischof von Münster erteilt für Dingden Binationsvollmacht. „Einem der Priester, die

der Kirchengemeinde Dingden zugeschrieben sind, erteilen wir die Genehmigung gültig auf drei Jahre, an den Sonn- und Testtagen für den Fall, dass e in dritter Priester, der zelebrieren könnte, nicht da ist, zwei heilige [Opfer] zu feiern, wobei jedoch das feste Verbot bestehen bleibt, das [Mess–] Stipendium für die zweite Messe zum eigenen Nutzen anzunehmen, mit Ausnahme des in unserem Brief vom 15. April 1898 bezeichneten Falls (Kleyboldt, I. Sammlung Seite 165) und unter Wahrung all dessen, was gemäß der entsprechenden Rubriken zu beachten ist.

Für den Fall der Erkrankung oder der erlaubten Abwesenheit gilt diese Genehmigung auch für den Vertreter.“ So kann in Zukunft die Kapellengemeinde Nordbrock von der Dingdener Pfarrgeistlichkeit betreut werden. Pfarrer Baurichter weiht am 8. Juli die neue Kapelle, unter großer Beteiligung der ganzen Gemeinde, [nach dem Formular Rit. Rom Tit. VIII. cap 27] feierlich ein. Danach wird erstmalig im neuen Gotteshaus ein festliches Levitenamt von Pfarrer Baurichter, assistiert von den beiden Hilfsgeistlichen, gefeiert. Als Ehrengäste nehmen Amtmann Dörner und Landrat Schneemann an der Messe teil. Zur Weihe singt der Cäcilienchor der Dingdener Kirchengemeinde. Im Anschluss der Weihe findet ein gemeinsames Festessen der Gemeinde mit der Pfarrgeistlichkeit sowie dem Amtmann und dem Landrat als Ehrengäste in der Scheune von Groß-Langenhoff statt. [Hermann Küpper aus Dingden lieferte für dieses Fest: Puddingpulver, Mandeln, Rosinen, Himbeeren, Muskat, Krepp-Papier, Vanille, Zucker, Mehl, 1 Flasche Likör, 3 ½ l Schnaps, Schnittchen und Bier.] Links und rechts des Portals kleine, hochrechteckige Fenster; im Tympanon hängt ein schlichtes lateinisches Kreuz. Im Giebel befinden sich rechts und links kle ine Rundfenster. Während der Ortgang in der unteren Hälfte des Giebeldreiecks mit holländischen Dreiecken verziert ist, ist die obere Hälfte mit Brettern verschalt, darin sind zwei kleine quadratische Sprossenfenster. Die nördliche Langhauswand, an die im Osten die Sakristei mit Pultdach angebaut ist, hat zwei, die südliche drei Rundbogenfenster. Die dreifach gestufte Decke des einschiffigen Saales wird von einer offenen, hölzernen Binderkonstruktion getragen, die auf Konsolen aufliegt. Der Chor wird durch einen Triumphbogen vom Langhaus getrennt. An der Westfassade befindet sich die Empore von 2,0 m x 5,0 m Größe. Die Kapelle ist (nach der Beschreibung des Architekten) für 72 Sitzund 80 Stehplätze für Erwachsene und 60 Kinderplätze eingerichtet. Auf eine Kanzel wird verzichtet. Sie passt aus architektonischen Gründen nicht in die Kapelle. Der Priester verkündet das Evangelium vom Altar aus. Damit wagt man einen sehr mutigen und modernen Schritt. Ab sofort ist – auf bischöfliche Anmerkung – jeden Sonn- und gebotenen Feiertag, mit Ausnahme des Fronleichnamsfestes, um 8:30 Uhr und dienstags um 8:00 Uhr eine hl. Messe mit kurzer Predigt. Auch soll den Nordbrockern „Gelegenheit zum Beichten und zum Empfang der hl. Kommunion geboten werden“. Die Gottesdienste werden von einem der Pfarrgeistlichen zelebriert. Er hält in den Sommermonaten auch Christenlehre ab. Pro Messe erhält er 10 Rentenmark. Der Ortsgeistliche wird in Dingden abgeholt und nach dem Gottesdienst wieder zurück gebracht. Da der Geistliche sich den ganzen Vormittag in Nordbrock aufhält, wird er von der Kapellengemeinde beköstigt. Dies regelt ein Vertrag zwischen dem Nordbrocker Kapellenverein und dem Dingdener Kirchenvorstand vom 8. Juli. Die gesamten Baukosten der Kapelle lassen sich aufgrund der starken Geldentwertung bzw. der Währungsumstellung nicht ermitteln. Am 23. Juni repariert J. Rindlisbacher aus Bocholt ein Harmonium für 12,50 Rentenmark. Es ist also schon ein Instrument vorhanden. Größe, Alter sowie dessen Disposition sind nicht bekannt. Wahrscheinlich war mit dieser Reparatur das Harmonium wieder soweit hergerichtet, dass es für die Zwecke der Kapelle tauglich war. Lehrer Rohde begleitet die Gemeinde während der Gottesdienste musikalisch.

Damit die Geistlichen und Messdiener nicht ständig auf fremde Utensilien angewiesen sind, werden vier römische Kasel [= Messgewänder des Priesters] aus Seidendamast in den liturgischen Farben weiß, violett, rot und oliv, eine Leinenalbe mit sechs eingesetzten Motiven, eine Beichtstola, zwei Altarglocken [Dreiklang aus verniertem Messing], zwei Glasmesskännchen mit Teller, ein Weihwasserkessel, zwei Messdienergarnituren [bestehend aus zwei Messdienertalare und zwei Messdienerröckchen] sowie diverse Zubehör- und Gebrauchsgegenstände für insgesamt 996,75 Goldmark gekauft. Schreinermeister Heinrich Hitpaß aus Dingden fertigt für 358,00 Goldmark einen Beichtstuhl und einen Tisch. Zu Weihnachten wird eine Krippe für 240,00 Goldmark angeschafft und aufgestellt. Die Krippe stammt aus der Bildhauerei A. Mormann aus Wiedenbrück.

1925 Auf Antrag des Kapellenvereins vom 7. Januar wird die Zahlung des Betrags je Messe für ein Jahr eingestellt. Der Kirchenvorstand genehmigt den Antrag in seiner Sitzung am 11. Januar 1925. „In Anbetracht der nötigen Ausgaben für die noch fehlenden Sachen“ sei „es

für den Verein eine schwere Aufgabe, die regelmäßigen Zahlungen pünktlich zu leisten“.

Am 12. Februar wird das Harmonium erneut von J. Rindlisbacher repariert. Wieder werden 12,50 Rentenmark berechnet. Aus der Glockengießerei Petit & Edelbrock, Gescher, werden für 1.008,25 Goldmark zwei kleine Bronzeglocken und ein Glockenstuhl angeschafft: Antonius-Glocke: Auf den Ton „Fis“ gestimmt, Ø 0,52 m, 83 kg, Angelus-Glocke: Auf den Ton „A“ gestimmt, Ø 0,43 cm, 50 kg. Beide Glocken wurden vom Domchordirektor Cornter aus Münster geprüft. Nach seiner Beurteilung sind die Töne „rein und klangschön. Das Intervall der kleinen Terz ist gut getroffen; das Gesamtgeläute ist von recht lieblicher Wirkung“. Am 21. Mai (Christi Himmelfahrt) werden diese Glocken von Vikar Spaning, der für diese Handlung eigens von Pfarrer Baurichter „subdelegiert“ wird, geweiht. Aufgehängt werden die beiden Glocken am darauf folgenden Tag. Im Sommer baut Albert Schlebusch sein Haus auf dem Grundstück der alten Schule. An der Kapelle werden deshalb das Holzkruzifix und das Hagelkreuz neu aufgestellt. Das Kruzifix stand ursprünglich auf dem Dingdener Friedhof, der 1803 angelegt wurde (heute der alte Friedhof an der Krechtinger Straße). Um 1880 holte Bauer Hufe das Kreuz von Dingden ab, um es an der Schule aufzustellen. Das Hagelkreuz wurde am 1. August 1877 nach einem schweren Hagelschlag an der Nordbrocker Schule aufgestellt, 1919 beim Abbruch des alten Schulgebäudes entfernt und auf dem Hof Hufe aufbewahrt. 1921 wurde es dann erneut an der neuen Schule aufgestellt. Die Mitgliederversammlung des Kapellenvereins beschließt am 30. Dezember, einen neuen Ofen für Sakristei und einen Ofenschirm für die Kapelle anzuschaffen.

1926 Ein Antrag auf Binationsvollmacht wird vom Bischöflichen Generalvikariat am 15. März abgelehnt. In der Begründung heißt es: „Es scheint uns nicht zulässig, dass dem

Kapuzinerpater, der alle 2 Monate in Nordbrock Aushilfe leistet, Binationsvollmacht erteilt wird. Wir können nicht erkennen, weshalb an diesen Sonntagen eine zweite hl. Messe notwendig sein sollte, während sie an den Sonntagen, an welchen von Dingden aus der Gottesdienst in Nordbrock besorgt wird, entbehrt werden kann. (...) Würde die Bination den Pater gestattet, so würde sich auch bald ergeben, dass die an allen Sonn- und Feiertagen verlangt würde.“ Damit auch von Nordbrock aus Versehgänge durchgeführt werden sollen, werden eine Krankenpatene, ein Ölgefäß, eine Burse, eine Bursentasche, ein Korporale sowie ein Purifikatorium zum Preis von 116,90 RM erworben. Franz Groß-Langenhoff beginnt in St. Antonius seine Tätigkeit als „Kirchenmusiker“. Familie Leiting erklärt sich bereit, bis auf weit eres den Kapellengarten zu pflegen. Stirbt ein Mitglied des Kapellenvereins oder der Angehörigen, soll vormittags zwischen 9:00 Uhr und 11:00 Uhr dreimal jeweils fünf Minuten geläutet werden. Dafür sprechen sich die Nordbrocker aus. Bei Erwachsenen wird mit beiden, bei Kindern nur mit der großen Glocke geläutet.

1927 Der Wunsch des Kapellenvereins in der Kapelle das Allerheiligste aufzubewahren wird vom Bischöflichen Generalvikariat einstweilig nicht gestattet. „Nach den Bestimmungen des

Kirchlichen Gesetzbuches can. 1255 kann die Aufbewahrung des Allerheiligsten nur dann gestattet werden, wenn ein Geistlicher da ist, der die Sorge für das Allerheiligste hat“.

Dieses teilt das Generalvikariat mit Schreiben vom 29. Januar mit. Eine schwarze römische Kasel mit kleinen Teilen, eine schwarze Pultdecke und ein „Missale defunctum“ (= Totenmessbuch) werden für 200,60 RM angeschafft. Nun können auch Seelenämter in Nordbrock zelebriert werden.

1928 Es werden neue Fenster mit Bleiverglasung von der Firma Josef Menke aus Goch in der Kapelle eingesetzt. 450,00 RM kostet dieses Vorhaben. Lehrer Rohde hat sich der Anschaffung der neuen Fenster besonders angenommen. Zwei Figuren, die Gottesmutter Maria und eine Herz-Jesu-Statue, werden von der Familie W. Daniels gestiftet und erhalten ihren Platz am Alt ar im kleinen Nordbrocker Gotteshaus. Ab diesem Jahr fällt – neben Fronleichnam – auch am Sonntag nach der Oktav des Fronleichnamsfestes, am Sonntag Quinquagesima [= der 50. Sonntag] und am Sonntag der äußeren Feier des Kirchenpatrons der Gottesdienst in Nordbrock aus.

Für die Dauer von drei Jahren wird dem aushilfeleistenden Pater [an etwa acht Sonn- und Feiertagen hält er in St. Antonius den Gottesdienst] Binationsvollmacht erteilt. Das bedeutet, dass er an einem Tag zwei Messen lesen darf.

1929 Pfarrer Baurichter verzichtet am 1. Mai aus Altersgründen [er ist bereits 80 Jahre alt] auf seine Pfarrstelle in Dingden. Am 15. Mai bezieht er eine Wohnung im St.-Rochus-Hospital in Telgte. Am 11. August feiert Pfarrer Krimphoff die erste Sonntagsmesse in Nordbrock mit der Kapellengemeinde [am 27. Mai wurde er in Dingden eingeführt]. Gegen 8:30 Uhr versammeln sich die sonntäglichen Kirchenbesucher aus Nordbrock, Berg und Krommert vor der festlich geschmückten Kapelle. Zwei Kinder tragen dem neuen Pfarrer ein kurzes Willkommensgedicht vor und überreichen ihm einen Strauß Margaritenblumen. Anschließend begrüßt Wilhelm Hufe, Vizevorsitzender des Kapellenvereins, den Geistlichen im Namen der Nordbrocker Gemeinde. Hiernach beginnt der Pfarrer mit dem feierlichen Hochamt. In der Predigt weist er darauf hin, dass es der Jugend von Nordbrock leichter gemacht sei als in ihren Vorjahren, sodass die Kapelle gleichzeitig ein Segen für die Nordbrocker Schulkinder sei. Er verspricht, den Kapellenverein jederzeit und gern in seinen Anliegen zu unterstützen, soweit es in seinen Kräften stehe. Nach dem Gottesdienst trifft sich die Gemeinde zusammen mit ihrem neuen Pfarrer zu einem gemütlichen Zusammensein in der Wirtschaft Schlebusch. Auf der Generalversammlung des Nordbrocker Kapellenvereins erklärt sich Familie Rittmann bereit, künftig dem Geistlichen Kost und Unterkunft zu gewähren.

1930 Eine Krankenlaterne [= Lampe zum Gebrauch für Versehgänge] aus verniertem Messing für 24,00 RM wird erworben. Neue Teppiche für die Kapelle werden zum Rosenkranzfest gekauft. Von allen Mitgliedern des Kapellenvereins wird ¼ des Jagdgeldes gesammelt. Diese Sammlung ergibt die stolze Summe von 419,50 RM. Die Dingdener Firma Freesmann stellte die Läufer her.

1931 Bernhard Terörde gewinnt auf einer Verlosung in Marienthal eine Marienstatue. Der Marienthaler Kunstpfarrer Winkelmann hatte für sie keinen Platz mehr nachdem er seine Klosterkirche mit modernen Kunstwerken ausgestattet hat. In der Nordbrocker Kapelle findet die Madonna nun – nachdem sie in Bocholt bei der Kunsthandlung Karl Wissing für 195,00 RM restauriert wurde – ihre Aufstellung.

Die Firma Josef Büsken aus Raesfeld nimmt umfangreiche Malerarbeiten im Innen- und Außenraum vor. Als Kosten entstehen dafür 194,64 RM. Für Nordbrock steht – trotz der Neuerungen in der Kapelle – ein „kämpferisches Jahr“ bevor. Die Fronten zwischen Kapellenverein und Pfarrer Krimphoff verhärten sich zusehens. Nach dem einstimmigen Beschluss des Kirchenvorstandes von St. Pankratius

„an den Sonn- und gebotenen Feiertagen, wo für Nordbrock kein Priester zu haben ist und in der Pfarrkirche außer den beiden Pfarrgeistlichen noch ein Aushilfe leistender Pater vorhanden ist, (...) mit Gutheißung des Pfarrers entweder der Kaplan oder der Pater – falls sie wollen – eine hl. Messe in Nordbrock übernehmen. Für diese Fälle wird von der jährlich nach Nordbrock abzuführenden Summe der Kirchensteuer aus Nordbrock der Betrag pro Sonntag oder Feiertag abgezogen, den der Kapellenverein sonst zu zahlen pflegt, also heute 15 Mark. Es wird grundsätzlich und praktisch daran festgehalten, daß in allen Fällen, wo die Pfarrkirche keine Aushilfen für sich bekommen kann, Nordbrock für sich selbst die nötige Aushilfe verlangen muß, falls der Gottesdienst in Nordbrock nicht ausfallen soll. Falls in Dingden wieder zwei Kapläne angestellt werden sollten, wird ein neuer Vertrag geschlossen werden“. Ab dem 1. Januar wird dieser Beschluss wirksam. In Nordbrock löst er heftige Proteste aus, da somit der Vertrag aus 1924 praktisch ausgehebelt wird. Vermutlich ist diese Entscheidung Grundlage für einen Brief, den das Generalvikariat in Münster vom Kapellenverein erhält:

„1.) Der Kapellenverein Nordbrock e. V. zahlt seit seinem Bestehen (1924) für jede hl. Messe an Sonn- und Feiertagen an Dingden 10 M. Es ist nicht möglich, daß dieser Betrag weiter gezahlt wird. Zum Verständnis hierzu folgende Zahlen: der Kapellenverein umfaßt 30 Haushalt ungen (meist Kleinbauern und Pächter) mit 230 Seelen. Die Mit glieder des Kapellenvereins haben an kirchlichen Lasten aufzubringen: a) für den Kapellenverein ca. 600 M. für die hl. Messen in der Kapelle, für den Unterhalt der Kapelle und für Neuanschaffungen 400 – 600 M. und mehr. In den verflossenen Jahren betrugen die Ausgaben des Kapellenvereins laut Buch: 1925 – 3.655,11 M., 1926 – 993,97 M., 1927 – 1.461,79 M., 1928 – 1.878,06 M., 1929 –1.422,49 M., 1930 – 1.041,93 M. b) Dazu die Kirchensteuern an Dingden, die in diesem Jahre 780 M. für die Mitglieder des Kapellenvereins betrugen. Diese Lasten sind für die 30 Haushaltungen untragbar. Der Kapellenverein bittet deshalb das hochwürdigste Generalvikariat, den Betrag von 10 M. für jede hl. Messe zu lassen oder so sehr zu ermäßigen, daß er der Leistungsfähigkeit des Kapellenvereins angemessen ist. 2.) Bei der Einweihung der Kapelle wurde vom hochwürdigsten Herrn Erzbischof [Bischof Johannes Poggenburg trug seit 1930 den Ehrentitel des Tit ularerzbischofs] bestimmt, daß nur einmal im Jahr am Fronleichnamstag kein Gottesdie nst in der Kapelle sein soll. Jetzt sind schon 4 Sonntage daraus geworden. Wohl ist es nicht immer möglich, daß der Dienst in der Kapelle von Dingden aus versehen wird. Das hochwürdigste Generalvikariat möge dann doch nicht die Gelegenheit nehmen Aushilfe von anderswo in Anspruch zu nehmen und bedenken, daß wir in Nordbrock, das 1 ½ – 2 Wegstunden von Dingden liegt, 30 – 35 alte Leute und 20 Kinder haben, dann keine Gele genheit geboten ihre Sonntagspflicht zu erfüllen. Außerdem hat uns jetzt auch der Herr Pfarrer von Dingden die hl. Messe am Aschermittwoch aus unbekannten Gründen gestrichen. Der Kapellenverein bittet nun das hochwürdigste Generalvikariatvorstehendes wohlwollend zu prüfen und den 1924 abgeschlossenen Vertrag in obigem Sinne abzuändern.“

Dieser Brief bzw. dessen Abschrift trägt kein Datum, steht aber – mit großer Wahrscheinlichkeit – in Verbindung mit einem zweiten Schreiben vom Oktober 1931. Hier beschwert sich Lehrer Rohde heftig beim Bischof:

„Es ist jetzt beinahe 1 Jahr her, als ich (...) die Wünsche des Nordbrocker Kapellenvereins vorgetragen und das Versprechen des Hochwürdigsten Herrn mit nach Hause nahm, baldigst die Angelegenheit zu regeln. Im Juli habe ich noch einmal daran erinnert, und im August mit dem Hochwürdigsten Generalvikar persönlich darüber gesprochen. Trotzdem sind wir heute keinen Schritt weiter. Hat man in Münster für uns kein Interesse, so möge es uns doch mitgeteilt werden. Der Hochwürdigste Herr wird es und wohl nachfühlen können wie es ist, wenn man tagaus tagein danach gefragt wird und nur mit Achselzucken antworten kann. Dazu kommt noch die Verständnislosigkeit des Pfarrers von Dingden, so daß der Eifer für die gute Sache verloren gehen muß. So bitte ich den Hochwürdigsten Herrn Erzbischof noch einmal, recht bald diese Angelegenheit zu regeln. Auf der in kürze stattfindenden Generalversammlung muß ich mich rechtfertigen können, oder ich muß mein Amt im Die nste der Kapelle dem Verein zur Verfügung stellen.“ Wie spätere Quittungen zeigen, hält man am alten Vertrag fest. Nordbrock vergütet weiterhin die Gottesdienste der aushelfenden Geistlichen mit 10,00 RM. Die Pfarrei Dingden vereinnahmt allerdings die jährlich eingehenden Kirchensteuern indirekt. Am Jahresende werden sie dem Kapellenverein zurücküberwiesen. Um Kosten zu sparen, besetzt das Bistum die Stelle des zweiten Hilfsgeistlichen vorläufig nicht wieder. So schreibt am 29. Dezember Pfarrer Krimphoff „an den Vorsitzenden des

Kapellenvereins Nordbrock, Herrn Landwirt Hufe. Nordbrock:

Der Herr Kaplan Spaning teilte mir heute morgen mit, dass er am Donnerstag, dem 31. Dez. seine neue Stelle in Ramsdorf antreten werde. Da wir zu zweien den Gottesdienst in Nordbrock nicht mitversehen können, so ist das Kapuzinerkloster in Bocholt bereit , dem Kapellenverein an den Sonn- und Feiertagen einen Pater zu geben. Der Pater ist also bereit , vom 1. Januar an den Gottesdie nst in Nordbrock zu halten. Der Herr Pater kommt mit dem Morgenzuge um 7,56 Uhr und muss vom Bahnhof Dingden immer um 8 Uhr abgeholt werden und zu dem Zuge um 11,24 oder 12,54 Uhr Mittags zurückgebracht werden. Die finanzielle Regelung der Angele genheit wird der Kirchenvorstand demnächst beschließen. Das Kloster weiß Bescheid zwar, aber geben Sie, bitte, dem Kloster sofort zur Vorsicht noch einmal Nachricht, dass es am Neujahrstage mit dem Gottesdie nste beginnen möge.“

1932 Der sonntägliche Gottesdienst wird nun um 7:00 Uhr und 9:00 Uhr von Pater Victor Isele O. M. Cap aus Bocholt zelebriert. Die Dienstagsmesse fällt dafür aus. Den Patres werden jährlich 675,00 RM als Honorar gezahlt. Die Bination gestattet das Generalvikariat am 19. Januar. Heinrich Hegering aus Nordbrock stellt für die Kapelle zwei Kniebänke [jeweils 6,80 m] und eine Rückenlehne für die Empore her. Dafür berechnet er 17,60 RM.

1933 Der Alt ar wird im März durch die Firma Büsken aus Raesfeld ausgebessert, erweitert und neu gestrichen. Hierfür werden 74,00 RM in Rechnung gestellt. Im Winter beginnt Malermeister Josef Büsken mit der Ausmalung der Kapelle. Es bietet sich an, einen Teil der Kosten als Zuschuss des Reiches [im Rahmen eines Arbeitsbeschaffungsprogramms] erstatten zu lassen. Am 28. November wird ein entsprechender Antrag gestellt. Schon am 1. Dezember wird „zur Bestreitung der Kosten

für die auszuführenden Instandsetzungs- und Ergänzungsarbeiten auf dem Grundstück Dingden-Nordbrock die Gewährung eines Reichszuschusses in Höhe von 20 % der aus 681 RM festgesetzten veranschlagten Kosten mithin bis zum Betrage von 136 RM (...) in Aussicht gestellt“. Dieser Zuschuss dient zur Unterstützung größerer Baumaßnahmen. Ferner wird auf die Dauer von sechs Jahren eine Verzinsung von jährlich 4 % des selbst zu tragenden Betrages gewährt.

1934 Die Endabrechnung über die Ausmalungsarbeiten der Firma Bü sken weist 781,18 RM Kosten auf. Am 15. März wird der Reichszuschuss über 136,00 RM bar gewährt. Die Patres dürfen an Sonn- und Feiertagen zwei Messen abhalten. Dies erlaubt das Bischöfliche Generalvikariat mit Schreiben vom 15. August:

„Der Herr Lehrer Roosen [gemeint ist Lehrer Rohde] in Nordbrock hat hier fernmündlich mitgeteilt, dass für den nächsten Sonntag und die folgenden Sonntage noch kein Priester für die Abhaltung des Gottesdienstes in Nordbrock gewonnen sei. Hierdurch müssen wir Ihnen erklären, dass wir nicht in der Lage sind, einen Prie ster dorthin zu beordern, weil von den Seminarpriestern keiner mehr frei ist. Der Assistent im Konvikt in Lüdinghausen, Herr Kaplan Schwarte, hält sich zur Zeit in den Ferien in Münster, Lütkegasse Nr. 8 auf. Wir geben anheim, ob Sie sich an ihn wenden wollen, sofern die Kosten getragen werden können. Wenn Herr Schwarte nicht bereit ist oder ein anderer Priester von Ihnen nicht direkt gewonnen werden kann, wird, wenn in Nordbrock wenigstens eine hl. Messe gele sen werden muss, einer der dortigen Herren aushelfen müssen. Sollte die Vollmacht dazu erforderlich sein, dass dieser Herr eine hl. Messe in Dingden und eine in Nordbrock zelebriert, so geben wir hie rdurch die Binationsvollmacht“. Lehrer Waldemar Rohde wird Ende August nach Lankern versetzt. Franz Groß-Langenhoff übernimmt daraufhin das Amt des Kapellenmusikers in Nordbrock vollständig. Für 210,00 RM wird im Oktober eine neue gotische Kasel aus modernem Brokat gekauft.

1935

Im Frühjahr werden die Anlagen um die Kapelle neu angepflanzt. Von jedem Nordbrocker Haushalt wird eine Person zu diesen Arbeit en gestellt. Firma Rindlisbacher aus Bocholt stimmt und repariert das Harmonium für 18,00 RM. Laut Vereinbarung vom 8. Juni 1935 sorgt die Firma W. van Clewe aus Dingden dafür, den Geistlichen aus Dingden abzuholen, ihn nach Nordbrock zum Gottesdienst zu fahren und anschließend wieder nach Dingden zu bringen. Pro Sonntag berechnet er dafür 4,00 RM. Die Beiträge für den Kapellenverein werden darum um 2,00 RM erhöht. Dingden erhält am 31. August wieder einen zweiten Geistlichen: Kaplan Josef Drees. Er tritt seine Stelle am 14. September an. So kann von nun an Vikar Ludwig Haversath die Gottesdienste in Nordbrock versehen. Er wird um 7:15 Uhr in Dingden abgeholt und feiert sonntags um 7:30 Uhr und um 9:30 Uhr den Gottesdienst. Ebenso ist auch dienstags wieder eine hl. Messe. Da die bisherige Binationsvollmacht den Kapuzinerpatres galt, wird den Ortsgeistlichen am 3. Oktober gestattet, zu binieren. Auf der Mitgliederversammlung des Kapellenvereins am 26. Dezember wird u. a. beschlossen, dass die Messdiener einen jährlichen Ausflug unternehmen sollen. Die Kosten hierfür trägt der Kapellenverein.

1936 Ein Kreuzweg des süddeutschen Malers Matthäus Schiestl, der für 400,00 RM beschafft wird, erinnert ab sofort an das Leiden und Sterben Christi. Die Satzung des Kapellenvereins wird geändert. Vorsitzender bleibt der Dingdener Pfarrer. Die übrigen Vorstandsmitglieder werden durch Wahl bestimmt. Die einzelnen übrigen Positionen im Vorstand sind damit nicht mehr an besondere Ämter gekoppelt. Die Sakristei ist zu klein geworden. Maurermeister Albert Übbing aus Krechting vergrößert sie um 1,50 m in östlicher Richtung. Dies verursacht 101,70 RM Kosten. Hier wird nun ein neuer Schrank aufgestellt. Dieser Schrank wurde von der Firma Johann Klein-Wiele aus Berg gefertigt. Damit er in die vergrößerte Sakristei passt, wird der vorhandene Schrank entsprechend umgearbeit et. Die Kosten dafür belaufen sich auf 338,00 RM. Die Malerarbeiten führt wieder Josef Büsken für 24,82 RM aus.

1937 Es findet ab November dienstags um 6:00 Uhr [eine Stunde vor Schulbeginn] eine hl. Messe statt. Ebenfalls wird nach diesem Gottesdienst Christenlehre gehalten. Wie Vikar Haversath in der Kirchenchronik bemerkt, nimmt der Kommunionempfang „in Nordbrock erfreulich zu“. 4.800 Kommunionen werden innerhalb dieses Jahres ausgeteilt.

1938

Am Ostersonntag wird das Fastenalmosen verkündet und anderntags eingesammelt. In Nordbrock kommen 60,00 RM zusammen. des Betrags werden abgeliefert, der Rest wird für die Kommunionkinder verwendet. Der Dingdener Bildhauer Eugen Severt renoviert im August das Außenkreuz an der Kapelle und bringt – im Auftrag des Vikars Haversath – folgende Inschrift an:

„Trau Du den Weisen nicht, die Torheit lehren, nicht falschen Worten, die das Wort verkehren † Es ist kein Heil, als nur im Kreuz zu finden!“ Severt berechnet für seine Leistung 43,90 RM. In der Kapelle darf das Allerheiligste aufbewahrt werden. Am 15. Februar wird die Erlaubnis vom Bischof erteilt. In einem feierlichen Gottesdienst wird am 2. September das Allerheiligste ausgestellt. Das Ewige Licht wird entzündet. Der Kirchenkalender des Jahres 1939 berichtet: „Als der Bischof dann noch das Versprechen der Nordbrocker vernahm,

dass jede Familie sich verpflichte, einmal im Monat auf einem Werktag in der Kapelle für kurze Zeit zu besuchen, da war es für unsern Bischof eine Selbstverständlichkeit , den Wunsch der Gläubigen zu erfüllen“. Alle Familien, deren Namen in der Kapelle ausgehängt

sind, halten danach für einen bestimmten Tag Anbetung. Das Tabernakel ist – nach Angabe des Herstellers Karl Ho ltmann aus Wesel – garantiert diebessicher und „absolut sicher gegen Sperrwerkzeuge“. Folgende Anschaffungen werden von den Nordbrockern geleistet: Ein eichener Tabernakel (silberbeschlagen): ............................................... 612,25 RM Eine kunstvolle Monstranz:...................................................................... 326,50 RM Ein Chormantel aus crèmefarbenen Seidendamast in Seide und Japangold gestickt:186,00 RM Ein Ewiges Licht aus vernickeltem Messing: ................................................ 120,00 RM Ein Schult ervelum:...................................................................................97,50 RM Ein Ziborium:..........................................................................................95,50 RM Ein Weihrauchfass: ..................................................................................60,00 RM Zwei Tabernakelleuchter aus Messing:.........................................................56,00 RM Damit entstehen Gesamtkosten von 1.553,75 RM. Der Chormantel wird von den Familien Johann Hartmann und Johann Hufe, das Velum von Familie Daniels und das Ewige Licht von der Buschkante gestiftet. Folglich sind noch 1.150,25 RM von der Kapellengemeinde aufzubringen. An Kollekten werden fast 2.500 RM gesammelt . Wie es später [25. Januar 1939] ein einem Schreiben des Bischöflichen Generalvikariats heißt, ist die Nachbarschaft der Kapelle „zu besonderer Wachsamkeit verpflichtet“. Jedem Verdacht der Verunehrung des Allerheiligsten soll nachgegangen werden. Außerhalb der regulären Zeiten sei die Kapelle abzuschließen. Da kein Laie den Tabernakelschlüssel besitzen darf, wird er von einem Pfarrgeistlichen verwahrt. Der Fußboden unter den Bänken hat in den letzten Jahren stark gelitten. Deshalb wird er ausgetauscht. Die Bretter hierfür werden von der Fa. Luyken sowie von Dr. Schneemann

gespendet. Des Weiteren werden an den Bänken Garderobenhalter zum Aufhängen der Hüte angebracht.

1939 Zwischen den Messen wird Beichte gehört und die hl. Kommunion ausgeteilt. Am Samstag vor dem vierten oder fünften Sonntag ist von 16:00 Uhr bis 19:00 Uhr durch einen Geistlichen der Pfarrgemeinde Beichtgelegenheit geboten. Zuerst ist Beichtvorbereitung der Kinder, im Anschluss daran Beichtgelegenheit . Am Kommunionssonntag der Kapellengemeinde ist Generalkommunion aller Familien von Nordbrock und Umgegend. An den Tagen vor den Hochfesten wird eine besondere Beichtgelegenheit sonntags vorher bekannt gegeben. An folgenden Tagen ist in der Kapelle keine hl. Messe: • • • •

am Sonntag des 40-stündigen Gebetes [Karneval], am Tage des Ewigen Gebetes in der Pfarrkirche, am Fronleichnamstage und am Sonntag nach der Oktav des Fronleichnamsfestes, wenn die große Hagelprozession gehalten wird.

An diesen Tagen bringen die Gläubigen aus Nordbrock ihre Verbundenheit mit der Pfarrkirche zum Ausdruck und besuchen den Gottesdienst in der Pfarrkirche. Die Mitgliederversammlung des Kapellenvereins beschließt am 6. Januar die Einführung des Choralsingens in Nordbrock. Am Sonntag, 26. Februar wird ein bischöflicher Hirtenbrief über die Bekenntnisschule verlesen. Danach wird durch Handhebung für diese Schulform abgestimmt. 139 Nordbrocker sprechen sich in der Messe um 8:30 Uhr dafür aus. Auf Wunsch von Pfarrer Krimphoff – er verlässt Dingden am 2. Mai – wird vor seiner Versetzung in den Ruhestand noch eine Volksmission vom 15. März bis 2. April von den Redemptoristenpatres Brauer, Thielmann, Wedekind und Christ gehalten. In Nordbrock wird vom 19. bis zum 26. März d ie Mission für die ganze Kapellengemeinde durchgeführt, die erste in der Nordbrocker Kapelle. Während dieser Zeit gilt hier folgende Gottesdienstordnung: Sonntag, 19. März:

werktags:

7:30 9:30 14:00 19:30

Uhr Uhr Uhr Uhr

7:30 Uhr 14:00 Uhr 19:30 Uhr Donnerstag, 23. März:7:30 Uhr

hl. Messe mit Einführungspredigt hl. Messe mit Einführungspredigt Predigt Predigt hl. Messe mit anschließender Predigt hl. Messe mit anschließender Predigt hl. Messe mit anschließender Predigt Abbitte, während des ganzen Tages ist Beichtgelegenheit geboten: 222 Beichten werden gehört [davon „118 Männer und Jünglinge und 104 Frauen und Jungfrauen“]

Samstag, 25. März:

7:30 Uhr Muttergottesfeier

Sonntag, 26. März: 14:30 Uhr Schlussfeier mit päpstlichem Segen Die Missionare fahren mit dem Auto zur Kapelle. Wie im Vorjahr wird am Ostermontag um das Fastenalmosen gebeten. Nordbrock spendet 51,00 RM. Der Verwendungszweck ist der gleiche. Am 2. Mai verlässt Pfarrer Krimphoff die Pankratiusgemeinde. Wenn auch manche Missverständnisse ausgeräumt werden mussten, wurde doch alles sachlich überwunden, manchmal auch mit Kompromissen. So manche Meinungsverschiedenheit zwischen Pastor und Gemeinde wird auf den Krankheitszustand des Geistlichen [Alzheimer] geschoben. Die Krankheit – sie verschlimmerte sich mit der Zeit immer mehr – nahm dem Pfarrer zeitweise sein Denk- und Handlungsvermögen. Am 11. Juni besucht der neue Pfarrer, Ignaz Wessing, die Nordbrocker Kapelle, um hier erstmalig mit den Nordbrockern das hl. Messopfer feiern zu können. [Pfarrer Wessing wurde am 5. Juni in Dingden in sein neues Amt eingeführt.] Messdiener und Engelchen säumen den prächtig geschmückten Kapellenvorplatz. Nachdem der Pfarrer gegen 7:30 Uhr durch ein Willkommensgedicht zweier Kinder sowie durch eine Rede von Alois Bengeforth, Mitglied im Vorstand des Kapellenvereins, empfangen wird, zieht die Gemeinde in das Gotteshaus ein. Hier dankt Pfarrer Wessing den Nordbrockern für die herzliche Begrüßung. Er versichert, die Belange der Kapellengemeinde immer wohlw ollend zu vertreten, „damit von der Kapelle reichster Gnadensegen in die Häuser und Familien der Bauerschaft Nordbrock und seiner Anwohner“ ströme. Von der Kapellengemeinde wünscht er sich, dass sie durch besonderen Eifer im relig iösen Leben sich der Gemeinde auszeichnen möchte, besonders weil seit einem halben Jahr das Allerheiligste in der Kapelle aufbewahrt wird. Ein Harmonium der Firma Mannborg aus Leipzig wird im November für 855,00 RM gekauft und eingeweiht. Das alte dürfte sich in einem so schlechten Zustand befunden haben, dass diese Neuanschaffung zwingend erforderlich wurde. Das neue Instrument ist 1,40 m hoch, 1,30 m breit und 0,60 m tief und umfasst 5 Oktaven (f – f). [Das alte Harmonium bleibt zu Übungszwecken in der Wohnung des Bauern Hufe noch lange Zeit erhalten.] Disposition: Diapason ......................... 8‘ Bourdon .......................... 8‘ Principal .......................... 4‘ Äolsharfe ......................... 2‘ Cornett-Echo .................... 2‘ Viola dolce ....................... 4‘ Subbass ........................ 16‘ Subbass dolce................. 16‘ Oktav-Koppel Vibrator (Vox humana) Forte-Bass Forte-Diskant

Melodia ................................. 8‘ Flûte d’amour......................... 8‘ Piccolo .................................. 4‘ Schalmei ............................... 8‘ Oboe .................................... 8‘ Vox jubilans ........................... 8‘ Clarinette ............................ 16‘

1940 Die Feuchtigkeit in der Kapelle setzt dem neuen Harmonium doch sehr zu. Darum wartet die Firma Rindlisbacher das Musikinstrument. Es wird gestimmt und einzelne Zungen werden erneuert. Die Kosten dafür belaufen sich auf 45,00 RM. Zusätzlich wird zum besonderen Schutz vor der Feuchtigkeit ein Schrank angefertigt. Das Holz h ierfür wird von einem Auswärtigen geschenkt. Auf Anregung von Pfarrer Wessing inspizieren die Nordbrocker Jungfrauen von Zeit zu Zeit die Messgewänder bzw. die Wäsche der Kapelle und bessern diese gegebenenfalls aus. Hermann Heis übernimmt von der Familie Leiting die Arbeit der gärtnerischen Pflege des Kapellengartens. Für das Ausholen des Geistlichen darf kein Auto mehr gestellt werden; so wird nun das Gig [= zweirädrige Kutsche] benutzt [bis 1943]. Die Sonn- und Feiertagsmessen sind nun um 7:30 Uhr und 9:30 Uhr. Während beider Messen wird Predigt gehalten. Zwischen den Messen wird Beichte gehört und die hl. Kommunion ausgeteilt. Beim 40- und 13-stündigen Gebet fallen nach früheren Abmachungen die hl. Messen in Nordbrock aus. Die Gläubigen kommen zu den Betstunden von 8:30 Uhr bis 9:30 Uhr zur Pfarrkirche Dingden. Nur für die alten Leute wird eine Messe gehalten. Aufgrund des Waffenstillstandes zwischen Deutschland/Italien und Frankreich gerät ein Großteil der französischen Soldaten in Kriegsgefangenschaft. Im Zuge dieser Maßnahmen wird im Herbst der 22-jährige Felix Conte aus Perpignan im landwirtschaftlichen Betrieb von Wilhelm Gantefort in Nordbrock eingesetzt. Schnell entwickelt sich ein herzliches Vertrauensverhältnis zwischen Conte und der Familie Gantefort. In Zivilkleidern kann Felix Conte während der sonntäglichen Gottesdienste die Gemeinde auf dem Harmonium begleit en. Schreinermeister Gerhard Knipping fertigt für den Adventskranz einen neuen Rahmen an. Die Kosten liegen bei 4,30 RM.

1941 Für eine weiße Wolkenkasel mit Goldspitze fallen 200,00 RM Kosten an.

1942 Im Februar erhält die Kapelle für 250,00 RM ein gotisches grünes Gewand aus Imperialseide.

Alle Kirchenglocken müssen für Kriegszwecke abgeliefert werden. So auch in Nordbrock. Eine Glocke wird am 19. März heruntergeholt und abgeliefert, die andere jedoch still und heimlich hängen gelassen. Aus Ziegelsteinen wird vor der Kapelle ein fester Weg gepflastert, um den Gang bei schlechtem Wetter zu erleichtern. Hierbei wird auch das Nordbrocker Hagelkreuz neu aufgestellt. Schweren Herzens macht sich der Kriegsgefangene Felix Conte auf den Weg in seine Heimat. Getarnt als trauernder Besucher einer Beerdigung [mit einem schwarzen Anzug sowie einem Kranz aus Kiefern, Fichten und Heidekraut] fährt er mit dem Fahrrad Richtung Frankreich. Nach ca. 1.400 km Fahrt erreicht er wohlbehalten sein Ziel ohne jemals kontrolliert zu werden.

1943 Die Firma Karl Holtmann aus Wesel repariert für 113,55 RM den Tresor in der Sakristei. Hermann Heis kann aufgrund seines hohen Alt ers die Reinigung des Kapellenplatzes nicht mehr durchführen. Deshalb übernimmt Frau Johanna Hegering diese Aufgabe. Küsterin ist Frl. Christine Schlebusch. Sie ist auch für die Reinigungsarbeiten im Gotteshaus verantwortlich. Da Franz Groß-Langenhoff zum Kriegsdienst einberufen wird, übernimmt Frl. Maria Hufe das Spielen des Harmoniums. Dechant Paßmann gibt uns in seiner Chronik eine Aufstellung über die Kapellengemeinde Nordbrock. Demnach gehören ihr folgende Familien an: Groß-Heynk, Josef................ 6 Personen Siemen, Bernhard................. 5 Personen Groß-Langenhoff, Bernhard .... 5 Personen Schlebusch, Albert ...............12 Personen Schlebusch, Hermann............ 3 Personen Hegering, Witwe .................. 4 Personen Leiting, Heinrich ................... 6 Personen Hartmann, Johann...............11 Personen Rittmann, Gerhard................ 6 Personen Hufe, Wilhelm.....................10 Personen Hufe, August ....................... 3 Personen Bengeforth, Johann .............. 5 Personen Hartmann, Wilhelm............... 5 Personen Bußmann, Witwe (Marienthal). 5 Personen Schweers, Johann................. 5 Personen Stegemann, Hermann ........... 6 Personen

Sondermann, Johann ........... 5 Personen Möllmann, Gerhard.............. 8 Personen Ritte, Witwe....................... 5 Personen Hegering, Heinrich............... 9 Personen Gantefort, Witwe................. 2 Personen Wellmann, Wilhelm (Rhede) .. 8 Personen Sieverdingbeck, Heinrich....... 6 Personen Spandern, Bernhard............. 6 Personen Terhorst, Karl ..................... 8 Personen Knipping, Hermann.............13 Personen Möllmann, Heinrich.............. 4 Personen Ellering, Bernhard ............... 8 Personen Hegering, Bernhard ............. 5 Personen Joosten, Theodor ................ 5 Personen Belting, Theodor ................. 6 Personen Heßling, Gerhard (= Blomen) 5 Personen

Somit ergibt sich eine Zugehörigkeit von 200 Personen in 32 Familien.

1945

Auf der Mitgliederversammlung des Kapellenvereins am 9. Januar wird die Errichtung eines Kriegerdenkmals angeregt. Dieses Vorhaben soll erst 1952 vollkommen realisiert sein. Am 1. Februar fallen zwischen 15:00 Uhr und 16:00 Uhr fünf Bomben auf die Umgebung der Kapelle, die ihr gesamtes Dach verliert. Auch alle Fenster werden restlos zerstört. Im Innern des Gotteshauses hat besonders die Decke Schaden genommen. Vikar Theodor Stachowit z fährt sofort mit dem Fahrrad von Dingden nach Nordbrock zur Kapelle und stellt das Allerheiligste sicher. Nach dem Frontübergang wird das Gotteshaus wiederhergestellt, sodass bereits am 4. Februar wieder Gottesdienst in der Kapelle gehalten werden kann. Mauer Übbing aus Krechting beseitigt dazu die Schäden im Mauerwerk, Malermeister Büsken aus Raesfeld setzt neue, aber nur einfache, Fenster ein, da die alte Bleiverglasung zu sehr Schaden genommen hat. Da das Dorf Dingden wiederholt von Fliegern angegriffen, beschossen und mit Bomben belegt wird, verlassen einige Bewohner das Dorf und suchen Schutz in den umliegenden Bauerschaften. So findet u. a. Ende Februar Dechant em. Hermann Paßmann bei der Familie Hartmann eine vorübergehende Unterkunft. Auf diese Weise haben die Nordbrocker die Gelegenheit , täglich in der Kapelle einer hl. Messe mit Dechant Paßmann feiern zu können. Am 25. Februar wird die Pfarrkirche in Dingden vollständig zerbombt. Nur der alte Turm hält dem grausamen Angriff stand. Die Kapelle Nordbrock wird eine von vier Notkirchen in der Gemeinde. Am 2. Sonntag im August wird der Saal Meteling zur endgült igen Notkirche hergerichtet.

1946 Die einfachen Fenster werden im Frühjahr durch bunte Glasfenster ersetzt. Dabei entstehen im Chorraum links ein Marien- und rechts ein Antoniusfenster. Im Oktober richtet Paul Stenner aus Dingden die Dachrinnen und repariert diese für 40,80 RM.

1947 Der Innenraum der Kapelle wird komplett neu gestrichen. Diese Arbeiten erledigt die Firma Josef Büsken aus Raesfeld im April für 730,00 RM. Am 29. Juni verstirbt der stellvertretende Vorsitzende der Kapellengemeinde, Wilhelm Hufe. Seit 1924 stand er an der Spitze des Kapellenvereins und setzte sich vorbildlich für die Belange Nordbrocks ein.

1948 Am 29. Januar wird Heinrich Hegering zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.

Die Kapelle erhält eine neue Glocke aus Bronze, die von Pfarrer Ignaz Wessing am 24. Dezember eingeweiht wird. Dabei kommt die alte Glocke wieder „zum Vorschein“, womit nun wieder zwei Glocken vorhanden sind. Die neue Glocke ist auf den Ton „Fis“ gestimmt, hat einen Durchmesser von 0,50 m und ist 73 kg schwer. Für die Herstellung und Montage werden 300,85 DM berechnet.

1949 Die Verbretterung des Giebels wird komplett erneuert. Hierfür stellt Dr. Schneemann einen Baum zur Verfügung. Außerdem wird der Dachreiter renoviert. Weihbischof Gleumes, der gerade zur Firmung und Grundsteinlegung der neuen Pfarrkirche in Dingden ist, besucht Nordbrock und seine Kapelle am 8. Juni. Feierlich wird er nachmittags von Reitern und Radfahrern begleitet und begrüßt. Nach einer Segensandacht in der Kapelle mit einer kurzen Ansprache spendet er den bischöflichen Segen. Danach schließt sich ein kurzer Aufenthalt des Bischofs auf dem Gut Stamm an. Dr. Michael Keller, Bischof von Münster, besucht anlässlich einer Visitationsreise am 3. Juli die Nordbrocker Kapelle.

1951 Die Kapelle erhält am 25. März zwei neue Alt ar-Fahnen. Vom 8. bis zum 22. April findet eine Mission in Dingden. In Nordbrock wirkt der Redemptoristenpater Bräuer aus Eupen/Belgien. Pfarrer Wessing aus Dingden feiert am 10. Juli sein 40-jähriges Priesterjubiläum. Die Festpredigt im Hochamt hält der Regens des Priesterseminars Münster, Dr. Weinand. Als Geschenk erhält er einen handgewebten Chormantel der Künstlerin Dinnendahl. Sie hat mit diesem Mantel bei einem Wettbewerb in Münster den ersten Platz belegt. Die Schulkinder aller Schulen schenken ihm ein Ziboriummäntelchen. Kaplan Wilhelm Kondring wird zum 1. September nach Emsdetten versetzt. Sein Nachfolger wird Kaplan Theodor Peters.

1952 Kaplan Peters weiht am Schützenfestmontag (10. Mai) das Kriegerehrenmal ein. Es ist als Mahnmal für künftige Generationen und zum Gedenken an die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege vom Bocholter Künstler Hermann Schlatt entworfen und von Nordbrockern errichtet worden. Bildhauer und Landrat Renzel aus Borken fertigt für die Kapelle eine neue Krippe. Auch die Figuren, eine Oberammergauer Arbeit, sind in Lindenholz gefasst. Je Figur werden 80,00 DM in Rechnung gestellt. Am Weihnachtsfest ist sie erstmals zu bewundern. Vorerst wird

nur die hl. Familie gekauft. Damit soll das Wesentliche des Weihnachtsgedankens zum Ausdruck gebracht werden. Weitere Figuren sollen aber hinzukommen.

1953 Für die Krippe werden zwei Hirten und die drei hl. Könige gekauft. Die gärtnerischen Anlagen der Kapelle werden teilweise neu angepflanzt. Im Rahmen dieser Arbeiten werden auch die Wege um die Kapelle mit feinem Kies bzw. Asche befestigt.

1954 Die Kapelle geht durch einen Schenkungsvertrag vom 17. November 1953 zum 1. Januar d. J. in den Besitz der Pfarrgemeinde St. Pankratius Dingden über. Grund für die Übertragung ist, dass das Bistum nur Zuschüsse an Kapellen vergibt, wenn diese im Eigentum einer Kirchengemeinde sind. Bis dahin war die Kapelle in privater Trägerschaft des Kapellenvereins. Die Bauerschaft, als selbstständige Kapellengemeinde, musste für die gesamten Unterhaltskosten für Gebäude und Inneneinrichtung aufkommen. Da auf Dauer der Kapellenverein die Gesamtkosten nicht aufbringen kann, wird der Pfarrgemeinde Dingden das Grundstück sowie das Gebäude übertragen. An die Stelle des Kapellenvereins tritt also nun der Kirchenvorstand der Pfarrgemeinde Dingden. Die Schenkung bedeutet allerdings nicht, dass sämtliche Kosten von der Pfarrgemeinde getragen werden. Eine finanzielle Eigenleistung der Nordbrocker bleibt aber weiterhin bestehen. Kaplan Peters wird versetzt. Kaplan Hermann Schürmann nimmt seinen Platz ein.

1955 Zum ersten Mal spenden die Nordbrocker für den Missionspater Bernhard Witte O. M. I. Den Oblaten gehört der gebürtige Vardingholt er Witte seit 1952 an. Damals legte er im Oblaten-Kloster in Hünefeld sein ewiges Ordensgelübde ab. Zwei Jahre später folgte die Priesterweihe. In die Mission nach Argentinien wurde Witte schon kurze Zeit später ausgesandt. Seit diesem Jahr lebt er in dem südamerikanischen Land. Durch die Vardingholt er Familie Spandern entstand die Verbindung zu Nordbrock. Sie heiratete in die Nordbrocker Familie Paus ein und finanzierte das Studium Wittes. Die Kapuziner halten in der Pfarrgemeinde eine Nachmission. Pater Caesar O. M. Cap. wirkt erfolgreich in Nordbrock.

1956 Für 2.651,00 DM setzt der Künstler Pitt van Treeck neue Fenster in der Kapelle ein. Dabei werden auch die beiden Chorfenster ausgetauscht. [Fotos auf der nächsten Seite]

1957 „Die Schulkinder beteiligen sich aktiv bei der Gottesdienstgestaltung. An besonderen Feiertagen wirkt der kleine Schulchor aktiv mit“. Der Chor trägt wesentlich zur Verschönerung des Gottesdienstes bei.

1958 Pfarrer Engelbert Kötter – er verzichtete aus Krankheitsgründen auf seine Pfarrstelle am Niederrhein und half hier in der Seelsorge aus so viel er konnte – sowie Kaplan Schürmann verlassen Dingden. Es kommt am 11. Juni Vikar Peter Nölke. Er besetzt auch die Stelle als Kaplan und Kooperator. Da nun aus Dingden kein Geistlicher mehr für Nordbrock bereit gestellt werden kann, fällt die Betreuung der Kapelle und ihrer Gemeinde den Oblatenpatres des Burloer Klosters Mariengarden zu. Den Anfang macht Pater Alfred Kruppa O. M. I. Er wird zum Gottesdienst von den Nordbrockern, die ein Auto besitzen, aus Burlo abgeholt. Die Schulmessen zelebriert aber auch künftig der zweite Ortsgeistliche. In diesem Jahr läuft die Renovierung im Innen- und Außenbereich des Gotteshauses an. Sämtliche Kosten sind jedoch von den 34 Familien der Kapellengemeinde zu tragen. Die Pfarrei stellt keine Mittel hierfür bereit. Dafür fordert die Kapellengemeinde, dass sich bei allen künftigen Arbeiten die Pfarrgemeinde Dingden an den Kosten angemessen beteiligt. Weiterhin werden an allen Sonntagen zwei Messen und in der Woche eine Schulmesse gehalten. Ebenso ist der Betrag einer Sonntagskollekte im Monat für die Aufgaben des Kapellenvereins bestimmt. Die Schulkinder verzichten in diesem Jahr auf einen Schulausflug und helfen freiwillig bei der Renovierung des Kapellenvorplatzes mit.

1959 Das Innere der Kapelle wird komplett renoviert. Der alte barocke Holzaltar wird durch einen Steinaltar ausgetauscht. Außerdem wird eine neue Decke eingezogen und eine elektrisch gesteuerte Nachtspeicherheizung eingebaut. Bis dahin wurde das Gotteshaus mit einem Ofen beheizt. Die letzten Kriegsschäden sind damit beseitigt. Nachdem der Innenraum erfolgreich fertig gestellt wurde, folgt nun Renovierung im Außenbereich für 4.222,00 DM. Auch hier finden sich noch immer Beschädigungen, die durch Kriegseinwirkungen entstanden sind. Die Kostenübersicht gliedert sich wie folgt: Kosten für die gesamte Renovierung (Innen und Außen):..........................27.694,98 DM Zuschuss des Generalvikariats:.............................................................14.800,00 DM Zuschuss der politischen Gemeinde Dingden:.............................................. 400,00 DM Haussammlungen und Sonderkollekten:.................................................. 9.614,98 DM Eigenleistung der Nordbrocker: ............................................................. 1.280,00 DM

1960

Die Außenanlagen im Kapellengarten werden für 6.500,00 DM [Zuschuss des Bistums] neu angelegt. Der Kreis Borken gewährt hierzu weitere 4.000,00 DM. Zukünftig wird nur noch vor dem Gottesdienst Beichte gehört. Das Harmonium wird repariert und ein Aspergill [= Weihwasserwedel] gekauft. Beides geschieht auf Kosten der Pfarrgemeinde. Bei einer Sonderkollekte kommen 1.500,00 DM zusammen. Davon wird im Oktober ein neues Alt arkreuz beschafft. Das Kreuz stammt aus den Kevelaerer Kunstwerkstätten von Polders und war auf dem Eucharistischen Weltkongress 1960 in München ausgestellt.

1961 Das Außenkreuz vor der Kapelle wird für 650,00 DM renoviert. Die vielen Farbschichten werden dabei abgetragen und der Holzkorpus konserviert.

1962 Die Anlagen um die Kapelle werden für 2.000,00 DM neu angepflanzt. Das Kruzifix bekommt ein Dach, um es vor größerem Witterungseinfluss zu schützen. Bernhard Terörde, genannt Fusten-Bernd, stellt in seinem Testament 3.000,00 DM für die Renovierung des Tabernakels, neue Türen mit Silberbeschlag und Emaillierarbeiten zur Verfügung.

1963 Der Kapellenvorplatz muss neu befestigt werden. Diese Arbeiten führt die Dingdener Firma Hörnemann für 577,50 DM aus. Der Weg um die Kapelle wird mit lehmigem Kies (30 mm) in Eigenleistung belegt.

1964 Zu seinem Abschied überreicht die Kapellengemeinde Vikar Nölke eine aufwendig gestaltete Kerze. Pater Walter Lange O. M. I. löst Pater Kruppa in der Seelsorge in Nordbrock ab. Pater Kruppa erhält von Nordbrock zum Abschied ein Geldgeschenk.

1965

Nordbrocker Familien spenden sechs neue Kerzenträger für den Altarraum. Die Leuchter werden wie folgt graviert: 1965 Fam. Hermann Hartmann Sr. Maria E lisabeth 1965 Fam. Johann Hufe 1965 Fam. Wilhelm Daniels 1965 Fam. Gerh. Möllmann Johann Ritte 1965 Gerhard Rittmann 1965 S. Stefanskollekte Herm. Knipping

dd. dd. dd. dd. dd. dd. Bernh. Siemendd.

Zu Ostern werden diese neuen Altarleuchter aus den Kunstwerkstätten W. Polders aus Kevelaer aufgestellt. [dd. bedeutet de dato = vom Tag der Ausstellung]

1966 Das Alter des Harmoniums, das den Krieg und die Nachkriegszeit nur leidlich und mit Schäden überstand, macht sich immer deutlicher bemerkbar. Es ist verstimmt und einige Register sind nicht mehr zu gebrauchen. Nicht nur die Kirchenmusiker beklagen sich über das Harmonium. Die Generalversammlung des Kapellenvereins beschließt daraufhin den Kauf einer Orgel. Die Wahl fällt schließlich auf eine kleine Orgel der Ludwigsburger Orgelbaufirma E. F. Walcker & Cie., die bisher eine Rundfunkorgel des Süddeutschen Rundfunks in Stuttgart ist. Für die Bedürfnisse des Radiosenders genügt sie nicht mehr. Schnell haben die Nordbrocker die benötigte Summe gesammelt. Daher können schon im Juni Alfons Buttermann und Heinrich Tenderich in Stuttgart die angebotene Orgel besichtigen und testen. Der Test verläuft positiv. Am 10. August wird das Instrument dann endgültig für 8.950 DM bestellt und kurz darauf geliefert. Die mechanische Schleifladenorgel hat fünf Register mit angehängtem Pedal, umfasst 378 Pfeifen und wurde 1948 erbaut. Heinrich Tenderich wird auch weiterhin die Gemeinde bei den Gottesdiensten musikalisch begleiten. Disposition: Gedackt Feldflöte Rohrflöte Scharff Prinzipal Manual: Pedal:

8‘ 2‘ 4‘ 3-fach 4‘ C – f‘‘‘ C – d‘

Da das II. Vatikanische Konzil eine Liturgiereform vorsieht, wird der Altarraum für 6.000 DM neu gestaltet. Die alte Kommunionbank und der alte Alt ar werden entfernt, ein neuer Altar errichtet, das Tabernakel neu aufgestellt und ein neuer Ambo angeschafft. Mit diesen Änderungsarbeiten wird die Firma Bernhard Ciroth aus Krommert betraut. Er legt dem Kapellenverein seine Entwürfe vor: Danach soll ein Altar, bestehend aus zwei Klinkerpfeilern mit einem Zwischenraum aus Edelputz, erstellt werden. Die Altarstufen sollen an beiden Seiten im 45°-Winkel verlegt

werden, sodass in der Apsis ein Sechseck entsteht. Dieser Entwurf wird – nach Rücksprache mit dem Kapellenverein – zur der heutigen Fassung geändert. Die Alt arplatte ist aus uraltem Eichenholz, das aus der alten Bollmannschen Scheune [in Berg] stammt. Hergestellt wurde sie vom Schreiner Sieverdingbeck aus Burlo für 300,00 DM. Die Ausmalung des Altarraumes erfolgt durch die Firma Bernhard Sack aus Dingden für 76,60 DM. Schreinermeister Gerhard Rieger aus Dingden stellt eine Kirchenbank für 560,00 DM sowie eine Eichentür für die Orgelempore für 125,00 DM her. Mit einem Festgeläute beginnt am 9. Oktober um 7:45 Uhr der feierliche Gottesdienst, in dem Pater Walter Lange O. M. I. vom Kloster Burlo den neuen Alt ar und die neuen Orgel weiht. Danach beginnt das Festhochamt in Konzelebration von Pfarrer Bernhard Austermann, Pater Rektor Kruppa aus Borken und Pater Lange O. M. I. Pater Kruppa hält die Festpredigt, die unter dem Leitwort steht: „Zum Hause des Herrn will ich gehen“. In seiner Ansprache beglückwünscht Pfarrer Austermann die Kapellengemeinde zu den neuen Einrichtungen. Ferner dankt er allen, die durch ihre Arbeit und Opfergabe zum Gelingen des Werkes beigetragen haben. Die musikalische Ausgestaltung hat der Dingdener Kirchenchor unter der Leit ung von Dirigent Alfons Buttermann übernommen. Die Nordbrocker Antonius-Kapelle ist damit das erste nach den Bestimmungen des II. Vatikanums umgestaltete Kirchengebäude in Dingden. Die Dominikanerpatres Romuald, Winfried und Paulinus halten vom 24. November bis 11. Dezember in Dingden, und damit auch in Nordbrock, eine Volksmission ab.

1967 In den Anlagen der Kapelle wird das verfallene Ehrenmal durch ein neues modernes Kriegerdenkmal für d ie Gefallenen und Vermissten der Bauerschaft Nordbrock ersetzt und von Pfarrer Austermann am 8. Mai eingeweiht. Auf einem großen Findling, gestiftet von der Familie Leiting, befindet sich ein von Himmel herabstürzender Engel mit nach oben weisendem Finger. Das neue Kriegerdenkmal wurde vom Dingdener Bildhauer Heinz Hölker geschaffen. Auf ihm stehen die nachfolgenden Namen: 1. WELTKRIEG (1914 – 1918) H ermann H artmann Bernhard D aniels Bernhard S ondermann H einrich S ondermann

(1882 (1893 (1894 (1896

– – – –

1916) 1916) 1918) 1918)

2. WELTKRIEG (1939 – 1945) G EFALLENE: Josef H artmann Th. M umbeck Joh. S ieverdingbeck H ubert H artmann Johannes H egering Alfons M ilew ski Bernhard M umbeck Bernhard S iemen

(1912 (1924 (1916 (1921

– – – –

1941) 1944) 1944) 1944) (1912 – 1941) (1912 – 1942) (1926 – 1944) (1924 – 1944)

G erhard Leiting Kpl. G erh. Tenderich

(1902 – 1945) (1912 – 1943)

V ERMISSTE: B. Keiten-S chmitz H . G roß-Bölting Wilh. H egering Josef E llering Karl H artmann H ermann S chäfer

(1914 (1905 (1905 (1924 (1926 (1907

– – – – – –

1943) 1945) 1944) 1944) 1945) 1944)

Das Dach der Kapelle wird renoviert. Durch Schäden am Dachreiter dringt Regenwasser durch die Dachziegel, die zum Teil noch mit Strohdocken unterlegt sind.

1968 Ein elektrischer Liedanzeiger der Firma Hans Leibold wird für 764,55 DM gekauft und montiert. Der Unterbau des Tabernakels muss massiv vermauert werden. Bei der Altarumgestaltung wurde nur ein äußerer Mantel gemauert, der Innenraum hohl gelassen. Maurermeister Theodor Diestegge aus Dingden führt diese Arbeit en für 127,42 DM aus. Die Firma Ernst Büsken aus Raesfeld reinigt und vergoldet den Wetterhahn der Kapelle für 88,50 DM neu.

1969 Bei der Versammlung des Kapellenvereins am 5. Februar wird u. a. beschlossen, Pater Lange für die Fahrten von Burlo nach Nordbrock eine Entschädigung von 5,00 DM pro Familie zu zahlen. Einmal pro Jahr soll hierfür kollektiert werden. Johanna Hegering ist aufgrund ihres Alters nicht mehr in der Lage, die Pflege der Außenanlagen durchzuführen. Ihre Nachfolgerin wird Josefine Bengeforth. Schreiner Rieger stellt erneut eine Bank für die Kapelle zum Preis von 387,00 DM. Die Dominikanerpatres führen eine Nachmission durch. Für 387,00 DM wird ein neuer Sakristei-Schrank aus massiver E iche gekauft. Der alte wird ausrangiert. Der Plattenweg an der Kapelle wird ausgebessert.

1972 Am 2. Oktober beschließt die Mitgliederversammlung des Kapellenvereins, den Verein aufzulösen. Aufgrund des Schenkungsvertrages aus dem Jahr 1953 entfiel der eigentliche Zweck der Vereinsgründung. Die ständigen Satzungsänderungen und Beschlüsse schufen

eine erschwerende und zusätzliche Arbeit, da diese vom Kirchenvorstand genehmigt werden mussten. Der Kapellenverein besteht allerdings in Form eines losen Verbundes (Kapellengemeinschaft) weiter. Pater Lange lädt am 13. Dezember um 16:00 Uhr die Schüler der Klassen 5 (Hauptschule und höhere Schulen) zu einem Jugendgottesdienst mit Bußmeditation ein.

1973 Ein neues Weihwasserbecken aus Sandstein zum Preis von 150,00 DM wird von der Firma Lorei aus Biemenhorst hergestellt und am Eingang angebracht.

1974

Für den Altar werden drei neue Teppiche benötigt. Wilhelm Bischop, Teppichhändler aus Rhede, stiftet der Kapelle die entsprechenden Läufer. Die Kosten von 264,91 DM brauchen also nicht von der Kapellengemeinde getragen zu werden. Dingdener Firmen nehmen Ausbesserungen am Gotteshaus vor, damit die Kapelle zum goldenen Jubiläumsfest „glänzt“. Der alte Barockaltaraufsatz [er wurde 1959 bei der Renovierung aus der Kapelle entfernt], wird – nach seiner Restauration in den Zwillbrocker Werkstätten von Edgar Jetter – zum Kapellenjubiläum über der Sakristeitür angebracht. Die barocke Madonna wurde zur Ausschmückung im Rahmen der Restaurierung als Kopie im Stil des 18. Jahrhunderts hinzugefügt. Pater Lange und Heinrich Tenderich haben sich besonders für die Restaurierung eingesetzt. Die gesamte Sanierung schlägt mit 3.000,00 DM zu Buche. Zum Jubiläum werden alle Familien zu einem Triduum eingeladen, welches der Superior Pater Trümper O. M. I. aus Mariengarden hält. Die Ordnung dazu ist folgende: Mittwoch, 3. Juli: Donnerstag, 4. Juli: Freitag, 5. Juli:

19:00 Uhr 19:00 Uhr 19:00 Uhr

erste Predigt zweit e Predigt dritte Predigt.

Zusätzlich wird Beichtgelegenheit geboten. Am 6. Juli um 14:00 Uhr feiert Pfarrer Austermann, in Konzelebration mit Kaplan Johannes Reimann sowie den beiden Patres Norbert Heßling S. V. D. und Walter Lange O. M. I. das 50-jährige Kirchweihfest mit einem Dankgottesdienst. Verschönt wird die Festmesse durch den Kirchenchor der Pfarrgemeinde Dingden. Im Anschluss daran versammelt sich die Festgemeinde auf der Tenne des Hofes Buchmann. Pater Lange dankt Pfarrer Austermann, der immer wieder ein offenes Ohr für die Kapellengemeinde habe, der Gemeinde Dingden für die schnellen und tatkräftigen Unterstützungen und dem Wilhelm Ritte für die Ausarbeitung der Festschrift. Möglich wurde die Herausgabe der Schrift durch die Spendenbereitschaft der Dingdener Firmen. Weit ere Dankesworte gelt en allen, die zum Gelingen und zur Verschönerung der Gottesdienste und der Kapelle beigetragen haben. Pater Walter Lange verlässt Nordbrock als Seelsorger. Sein Nachfolger wird Pater Karl Zaiser O. M. I.

1976 Von der Firma Schleiting, Dingden, wird im Juni/Juli eine Wasserversorgung zur Sakristei gelegt. Zu den Kosten von 1.738,70 DM steuert der Schützenverein 200,00 DM bei. Das Kruzifix vor der Kapelle ist stark verwittert. Im November beginnen die Arbeiten zur Restaurierung. Dabei stellt man fest, dass Sockel und Kreuzbalken komplett erneuert werden müssen. Der Holzkorpus erfährt eine ausgiebige Restaurierung.

1977 Aus Alt ersgründen legt Christine Schlebusch ihr Amt als Küsterin nieder. Nachfolgerin wird Josefa Bollmann. Zu Beginn der Sommerferien verlässt Pater Zaiser das Kloster Burlo und tritt seine neue Stelle im Kloster Maria-Taeferl (Österreich) an. Daraufhin übernimmt während der Ferienzeiten Pater Scharf O. M. I. die kommissarische Betreuung der Kapellengemeinde Nordbrock. Seine Nachfolge tritt am 4. September Pater Leonhard Polnik O. M. I. an. Am Erntedankfest, 17. September weiht Pater Polnik das neue Kruzifix an der Kapelle ein. Der Kirchenchor, unter der Leitung von Alfons Buttermann, gibt diesem Anlass einen festlichen Stil. In Abwesenheit von Wilhelm Hufe verliest Heinrich Tenderich als Vertreter der Kapellengemeinde den Wortlaut der in das Fundament einbetonierten Urkunde:

„Nordbrock, den 22. November 1976. Dieses Kreuz stand ursprünglich auf dem Dingdener Friedhof, der 1803 angelegt wurde. Um 1880 holte Bauer Johann-Bernhard Hufe und sein Sohn Wilhelm, im Alter von 17 Jahren, mit dem Pferdefuhrwerk das Kreuz nach Nordbrock. Es wurde dann an der alten Schule aufgestellt (Gabelpunkt). Die alte Schule stand damals neben der jetzigen Gaststätte Hermann Schlebusch. [Wie ich bereits erwähnte, steht heute die Gaststätte Schlebusch an gleicher Stelle wie das erste Schulgebäude. Diese Passage ist also unrichtig.] Als in den Jahren 1923/1924 die Kapelle von Nordbrocker Bürgern erbaut

wurde, bekam das Kreuz seinen jetzigen Standort.

Im Jahre 1976 bedurfte das Kreuz einer gründlichen Renovierung. Als diese Arbeiten am 15. November 1976 begannen, stellte man fest, dass es von sehr schlechter Beschaffenheit war, sodass der Sockel und der Kreuzbalken ganz erneuert werden mussten. Die Arbeit en wurden vorgenommen von Herrn Heinrich Tenderich, geb. 1907 (Organist), Bauer Wilhelm Hufe, geb. 1933, Bauer Karl-Heinz Terhorst (Homesmann), geb. 1948, Bauer Franz-Josef Sondermann (Zipping), geb. 1956, und Bauer Gerhard Angenendt (Spickermann), geb. 1952. Der Korpus wurde von dem Schreiner Johann Klein-Wiele, Dingden-Berg, wieder hergestellt. Der Gastwirt Hermann Schlebusch, im Alt er von 70 Jahren, hat die Bauleute eifrig mit Schnäpsen versorgt.

So Gott will, soll dieses Kreuz noch recht lange erhalten bleiben. Darum soll auch in späteren Jahren jeder Nordbrocker dafür sorgen, dass dieses Kreuz in Ehren gehalten und immer wieder renoviert werde und seinen jetzigen Standort behält. Es zeichnen: Heinrich Tenderich Wilhelm Hufe Karl-Heinz Terhorst Franz-Josef Sondermann Gerhard Angenendt.“ Diese Urkunde bewahrheit et sich nicht ganz, da anstelle des Holz- ein neuer Bronzekorpus für 3.917,00 DM gekauft wurde. An beiden Ostertagen sowie am Schützenfest 1976 wurde für das neue Kruzifix kollektiert. Dabei spenden die Nordbrocker äußert großzügig. Die noch fehlenden 500,00 DM spendete Pfarrer Austermann. Künstler des Bronzekorpus ist Lothar Pauligk aus Bocholt. Pater Bernhard Witte O. M. I. wird zum Bischof der argentinischen Diözese La Rioja ernannt und geweiht. Jetzt kümmert Witte sich um ein Gebiet, das fast dreimal so groß ist wie Nordrhein-Westfalen. Die Arbeit eines Bischofs dort ist schwer mit der eines Geistlichen hier zu vergleichen. Wegen der großen Entfernungen, wird z. B. d ie Sonntagspredigt des neuen Bischofs oft per Radio übertragen.

1978 Auf seinem Heimaturlaub besucht Bischof Bernhard Witte auch die Kapellengemeinde in Nordbrock. Im Anschluss an einen festlichen Gottesdienst, berichtet er in der Wirtschaft Schlebusch von seiner Arbeit in Argentinien. Viele Nordbrocker folgen der Einladung des Bischofs. Die Kapellengemeinde schenkt dem Bischof zu seinem Besuch eine kunstvoll gestaltete Milchkanne mit dem Motiv der Nordbrocker Kapelle. Im Oktober wird Pfarrer Austermann in den Ruhestand versetzt. Ein besonderes Anliegen war ihm die Kapellengemeinde. Bei seinem Abschied wünscht er ausdrücklich, die Kapelle in Nordbrock gut in Schuss zu halten. Er bezieht eine Wohnung in der Herz-Jesu-Pfarrei Emsdetten.

1979 Am 4. Februar wird in einer Festmesse Josef Hildebrand aus Gescher in sein neues Amt als Pfarrer eingeführt. Im Juni wird die Orgel für 30,00 DM repariert.

1980

Eine erneute Orgelreparatur für 35,00 DM wird durchgeführt. Aus der Kunsthandlung Wissing aus Bocholt wird für 475,00 DM ein handgeschnitztes Kruzifix zur Ausschmückung der Kapelle erworben. Das neue Kreuz wird vor dem Chorbogen angebracht [Heute hängt es an der Westwand über der Orgelempore]

1982 Jürgen Knipping beginnt mit dem Organistendienst in Nordbrock.

1984 In Vorbereitung auf das 60-jährige Kapellenjubiläum wird das Gotteshaus einen Monat lang [vom 1. Mai bis zum 1. Juni] geschlossen. Eine neue Ausmalung ist im Laufe der Zeit dringend erforderlich geworden. So werden die grauen Pfeiler nun hellgelb und die gesamte Kapelle weiß gestrichen. Bei diesen Arbeiten wird das kleine Altarkreuz durch ein neues größeres Kruzifix ausgetauscht. Der Korpus stammt vom alten Kruzifix vor der Kapelle und wurde von Schreinermeister Tepe aufgearbeitet, nicht wie ursprünglich vorgesehen von der Firma Klein-Wiele. Für die Renovierungen wird 9.000,00 DM von den Nordbrockern gespendet. In einem Festgottesdienst, zelebriert von Pfarrer Josef Hildebrand aus Dingden und Pater Leonhard Polnik O. M. I. vom Kloster Burlo, wird im Juli das freudige Jubiläum begangen. Der Kirchenchor, dirigiert von Alfons Buttermann, übernimmt wieder die musikalische Ausgestaltung. In seiner Predigt vergleicht Pater Polnik die Kapelle in Nordbrock mit der Abtei Maria-Laach und dem Kölner Dom. Alle diese Gotteshäuser seien unter Opfern und mit großer Glaubenskraft errichtet worden. So auch die Nordbrocker Kapelle. Für die bisherige Opferbereit schaft dankte er sehr herzlich. Nach dem Festhochamt treffen sich die Kapellengemeinde und viele auswärtige Gäste zur Feier auf dem Hof der Familie Ritte zum Kaffee mit Musik und Tanz. Im November verstirbt Johanna Hegering. Sie hat viele Jahre lang Pflegearbeiten an der Kapelle durchgeführt.

1986 Waltraud Joosten übernimmt die Aufgabe, den Kapellengarten zu pflegen. Für die Bänke der Kapelle werden Sit zkissen angefertigt. Diese werden auf die Sit zflächen der Bänke geklebt. Dafür entstehen Kosten in Höhe von 847,00 DM. In der Pfarrgemeinde Dingden wird von den Patres Rudolf Matuzek aus Rheine, Günther Becker aus Bochum und Hermann Döring aus Rheine Gemeindemission vom 24. November bis 14. Dezember gehalten.

1990 Von 7 Müttern aus der Kapellengemeinde wird auf Initiative von Pater Polnik ein „KinderMess-Kreis“ gebildet. Geplant ist, jedes Jahr – in loser Folge – ein paar Kindermessen zu feiern. Anfangs werden zusammen mit Pater Polnik Themen erarbeitet und passende Termine vorgeschlagen. Im Juni feiert Pfarrer Hildebrand sein silbernes Priesterjubiläum. Die Kapellengemeinde überreicht ihm ein handgemaltes Bild der Kapelle. In den Sommerferien wird in zweiwöchiger Arbeit von Alfons Buttermann, Küster und Organist in Dingden, die Nordbrocker Orgel „generalüberholt“. Das Instrument wird komplett gereinigt und mit neuen Lederventilen versehen. Danach erklingt die Orgel wieder mit „neuer Kraft“. Ab August dieses Jahres legt Pater Polnik ein einjähriges Sabbatjahr ein. Vertreten wird er in dieser Zeit von Pfarrer em. Anton Benning, der im St.-Josef-Haus in Dingden lebt. Am 23. Dezember begeht Pater Polnik mit einer Messe in der Kapelle Nordbrock sein silbernes Priesterjubiläum. Hierfür kehrt er aus seinen „Ferien“ zurück. Zusammen mit Pfarrer Hildebrand feiert der Jubilarpriester einen festlichen Gottesdienst, den der Kirchenchor durch seinen Gesang verschönert. Die Kapellengemeinde schenkt Pater Polnik zu diesem Anlass eine neue Stola sowie ein Fotoalbum mit den Bildern der Wohnhäuser aller zur Kapellengemeinde gehörenden Familien. Ernst Paus wurde mit Herstellung dieses Albums beauftragt. Nach dem Festgottesdienst schließt sich ein Empfang in der Gaststätte „Unter den Linden“ an. Pfarrer Hildebrand würdigt den Pater für sein seelsorgerisches Wirken. „Pater Polnik habe während der Betreuuung der Kapellengemeinde mehr getan als

mit ihr die hl. Messe zu feiern. Er habe seine Seelsorge nach besten Kräften so erfüllt, wie es sein Arbeit splan in Burlo erlaube“. Wilhelm Hufe verliest als Laudatio ein von ihm

verfasstes Gedicht:

„Pastor von Nordbrock wird er genannt, das ist hier allen wohlbekannt. Schade, dass er musste von uns scheiden, aber lange wird er nicht von uns bleiben. Für ein Jahr halten wir’s ohne ihn aus, aber dann muss er kommen sofort nach Haus. Sonntags und Feiertags kommt er zu unserer Kapelle. Wir können uns auf ihn verlassen; er ist zur Stelle. Nach dem Gottesdienst macht er sein Stündchen Rast und ist in jedem Haus ein gern gesehener Gast. Bei all’ unseren Festen ist er stets dabei mit Humor, so was macht noch lange nicht jeder Pastor. Beim Schützenfest ist er unser erster Mann. Er knipst und knipst, so viel er kann. Den Vogel holt er nicht von der Stange, dafür ist er viel zu bange. Aktiv ist er beim Kinderschützenfest: Eifrig er seine Klarinette bläst. An der hl. Messe, das ist wunderbar,

beteiligen sich Erwachsene und die große Kinderschar. Alles hält er im Bilde fest, bis er irgendwann die Bande dann verlässt. Kinderkommunion ist ein schönes Fest; seinen Fotoapparat er nicht vergisst. Feiert jemand seinen Hochzeitstag, Pater Polnik dort nicht fehlen mag. Sind im Sommer die Ferien da, fährt er nach Polen, wie jedes Jahr. Wir, die Nordbrocker, werden ihn stets unterstützen. Ich glaube, den Polen wird es ein wenig nützen. Und wenn er dann auf die große Reise geht, begleit en wir ihn mit unserem Gebet. Gesund kommt er immer wieder zurück, das ist unser größtes Glück. Auch Sommerfest ist jedes Jahr. Für Schwester Elisabeth spenden ist jedem klar. Zum Erntedankfest hat Pater Polnik nur eine Bitte: ‚Spendet für Bischof Witte!‘ Silbernes Priesterjubiläum feiern Sie heute. Mit Ihnen freuen sich die Nordbrocker Leute und wünschen Gottes Segen auf all‘ Ihren Wegen. Und auch ums das bitten wir sehr: Kommen Sie noch viele Jahre zu uns her!“

1991 Pater Polnik feiert mit großer Anteilnahme und Freude aller Nordbrocker den Dankgottesdienst zum Schützenfest. Für dieses Fest unterbricht er ein zweites Mal sein Sabbatjahr. Am Heiligen Abend findet der erste Gottesdienst von, mit und für Kinder statt. Zwischenzeit lich hat Pater Polnik seinen regelmäßigen Dienst in Nordbrock wieder aufgenommen.

1992 Die Kapellengemeinde erhält zu Ostern für die Gottesdienstfeier eine neue Kasel für den Priester sowie Ministrantenalben. Mit der Zeit sind die alten spürbar abgenutzt. Zu den Gewändern für die Messdiener gehören Brustkreuze aus Holz und Zingulen in den liturgischen Farben rot, grün und violett. Kostenpunkt für alle Gewänder und Zubehör ist eine Summe über 1.742,90 DM.

1993

Am 20. Februar wird Heinrich Tenderich als Organist im Rahmen eines Ehrengottesdienstes verabschiedet. Nordbrock und der Kapellenverein verdankt ihm sehr viel. Als Rendant und Schriftführer des Nordbrocker Kapellenvereines und nicht zuletzt als nebenamtlicher Kirchenmusiker hat er in Nordbrock entscheidende Akzente gesetzt. 45 Jahre stellte er sich der Kapelle unermüdlich zur Verfügung. Noch bis zu Anfang des Jahres war er als Kirchenmusiker in St. Antonius aktiv. Als Dankeschön wird ihm von Wilhelm Hufe ein Frühstückskorb überreicht. Die Nachfolge von Heinrich Tenderich als Organist tritt Sven Joosten an. Das alte, verwitterte Hagelkreuz an der Kapelle wird im Spätsommer durch ein neues, verzinktes Metallkreuz ersetzt. Es trägt in der Mitte die Jahreszahl 1877, das Jahr der ersten Aufstellung. Diese Arbeit übernehmen die Nordbrocker ehrenamtlich. Die Materialkosten schlagen mit rd. 75,00 DM zu Buche.

1994 Am 17. Mai stirbt Heinrich Tenderich im Alter von fast 85 Jahren. Stets hat er sich für Nordbrock und für die Kapelle in bedeutender Weise eingesetzt. Ganz Nordbrock gedenkt seiner mit Ehrfurcht. Die alte Pflasterung vor der Kapelle wird im Sommer durch eine neue, rote Pflasterung ersetzt. Gleichzeit ig wird auch um die Kapelle ein Weg gelegt. Bei einer Versammlung im September fasst die Kapellengemeinde den Entschluss, einen Bildstock zu errichten, da die Kapellengemeinde noch einen Teil der Gelder, die für die neue Pflasterung gesammelt wurden, übrig hat. Nachdem ein Gremium mit Johann Möllmann, Richard Joosten, Karl-Heinz Terhorst, Franz-Josef Sondermann und Wilhelm Hufe für die Planung und Bauleitung bestimmt ist, wird der Baubeginn für 1995 festgesetzt. In dem Bildstock soll die nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Kapelle entfernte Madonna aufgestellt werden. Diese Figur bewahrt Bauer Wilhelm Hufe seit 1984 auf seinem Hof auf. Für Marienandachten werden für 63,00 DM Bücher mit kurzen marianischen Gebetstexten gekauft.

1995 Die Mitglieder der Kapellengemeinde bauen den Bildstock ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Der größte Teil des Materials wird gespendet und das Grundstück von der Familie Schlebusch-Robin zur Verfügung gestellt. Außerdem fertigt Architekt Heinz Bielefeld aus Dingden kostenlos die Baupläne für den neuen Bildstock an. Am 25. August wird der neue Bildstock von Pfarrer Hildebrand und Pater Polnik im Rahmen eines Wortgottesdienstes eingeweiht. Die beiden Geistlichen danken den Helfern, die zum Bau der Gedenkstätte beigetragen haben. Bei der Madonna handelt es sich um eine besondere Darstellung, da die Gottesmutter eine Krone trägt. So hat sie nun unter wuchtigen Eichen am Langenhoffsweg [zwischen den

Höfen Schlebusch-Robin und Groß-Langenhoff] ihre neue Aufstellung gefunden. Fünf Familien aus der Kapellengemeinde haben sich bereit erklärt, für jeweils ein Jahr die Pflege der Anlage zu übernehmen. Anschließend findet eine Feier auf dem Hof Schlebusch-Robin statt, bei der auch die Unterhaltung – neben Musik – nicht zu kurz kommt. Jürgen Knipping beendet zum Monat Juli seinen Dienst als Organist in der Kapelle.

1996 Die Herz-Jesu-Figur, die die Kapellengemeinde 1928 bekommen und nach dem Krieg wieder aus der Kapelle entfernt hatte, wird, nach einer Restauration, wieder in der Kapelle unmittelbar vor dem Rundbogen in der Kapelle aufgestellt. An gleicher Stelle hing das Holzkruzifix, welches nun an der Westwand [Orgelempore] einen neuen Platz findet.

1997 Die Kapelle erhält zum 5. Oktober eigene Taufgefäße sowie die dazugehörigen hl. Öle. Die Taufgefäße bestehen aus dem Weihwasserkännchen und einer Schale aus Zinn.

1998 In der ersten Aprilwoche werden die alten, blauen – zum Teil verschlissenen – Teppiche im Chorraum durch neue rote Teppiche aus Sisal ersetzt. Dadurch entstehen Kosten in Höhe von 700,00 DM.

1999 Die Gottesdienstzeit en werden umgestellt. Die bisherige Messe am dritten Samstag eines jeden Monats wird auf den dritten Sonntag verlegt. Damit ändert sich die Gottesdienstordnung wie folgt: 1. und 3. Sonntag: 2. und 4. Samstag:

10:00 Uhr 19:00 Uhr

In einem feierlichen Festhochamt am 14. August feiern die Nordbrocker, zusammen mit Pfarrer Hildebrand, Pater Polnik sowie dem Cäcilienchor Dingden unter der Leitung von Alfons Buttermann das 75-jährige Kirchweihfest der Kapelle. In den Ansprachen wird allen Nordbrockern Aktivität im Gemeindeleben der Kapellengemeinschaft gedankt. Am 28. Oktober wird die Kapelle unter lfd. Nr. 32 in das Denkmalverzeichnis der Stadt Hamminkeln eingetragen. Sie ist als typisches „Baudenkmal der 20-er Jahre aus

wissenschaftlichen, besonders orts- und religionsgeschichtlichen Gründen erhaltenswert.

Als Tochterkapelle von Dingden hat sie ortgeschichtliche Bedeutung, steht sie doch für die Bestrebungen auch kleinerer katholischer Landgemeinden nach Selbstständigkeit.“ Am Heiligen Abend wird erstmals das Friedenslicht aus Bethlehem in die Kapelle gebracht. Die Dingdener Pfadfinder bieten diese Aktion für die Dingdener Bevölkerung an.

2000 In St. Antonius findet am 7. Juli der vorerst letzte Gottesdienst vor der Renovierung statt. Pater Polnik nimmt das Allerheiligste dazu mit ins Kloster Mariengarden nach Burlo. Am darauf folgenden Montag beginnen die Renovierungsmaßnahmen in der Kapelle. In 7 Wochen der Renovierung [10. Juli – 26. August] wird die gesamte veraltete Elektrik erneuert und ergänzt, die alte Decke aus Presspappe komplett entfernt und durch eine neue aus Rigips ersetzt. Die über 40 Jahre alte Heizungsanlage wird gegen moderne Nachtspeicherheizungen ausgetauscht. Einzelne Schäden im Fußboden und im Putz werden repariert. In der Sakristei wird ein komplett neuer Fußboden – in Angleichung an dem im Kirchenschiff – verlegt. Damit ist nun die „Stolperkante“ zwischen Sakristei und Kirchenraum verschwunden. Nach dem Abschluss der Malerarbeiten am 18. August – bei dem der gesamte Kirchenraum einen neuen Anstrich erhielt – ist die Kapelle nun wieder in einem Zustand, wie es der Würde und Bestimmung dieses Hauses entspricht. Am 26. August wird die Kapelle wieder eingeräumt. Damit sind die Renovierungsmaßnahmen endgültig beendet. Die kompletten Investitionskosten für die Maßnahmen belaufen sich auf 66.927,28 DM. Im Anschluss an die San ierung wird die Orgel gestimmt. Hierfür fallen zusätzlich 350,00 DM an. Mit einem Gottesdienst am Sonntagmorgen, 3. September, wird die Kapelle wieder eröffnet. Das Ewige Licht wird wieder entzündet und Wasser für das Weihwasserbecken geweiht. Für 500,00 DM wird im September ein Schaukasten gekauft. Er wird an der Straße, links neben der Treppe aufgestellt. Im Rahmen der zweiw öchigen Dingdener Gemeindewochen „Lichtblicke“ [4. bis zum 19. November] wirken die beiden Redemptoristenpatres Andreas Krahnen und Jürgen Ziemann aus Bottrop-Kirchhellen auch in Nordbrock. Pater Ziemann feiert dazu am 16. November eine hl. Messe in St. Antonius. Am 5. November wird Heinz Grunden im Dom zu Münster zum ständigen Diakon geweiht. So soll die Pfarrseelsorge verstärkt werden. Aus Nordbrock nehmen 30 Personen an der Weihe im St.-Paulus-Dom teil. Eine Woche später [12. November] wird er in der Pfarrkirche Dingden in sein Amt eingeführt. Nach dem festlichen Gottesdienst in der vollbesetzten Pfarrkirche nutzen viele Gemeindemit glieder die Möglichkeit , Heinz Grunden beim Empfang im Altenheim zu gratulieren. In mehreren Ansprachen wird Heinz Grunden für das bisherige Engagement gedankt und für die weitere Arbeit viel Freude, Mut, Zuversicht und Gottvertrauen gewünscht. In Nordbrock findet die festliche Nachfeier am 19. November statt.

2001 In der Festmesse zum Auftakt des Schützenfestes am 12. Mai wird eine erste Kollekte für die Renovierung der Kapelle gehalten. Sie erbringt die stolze Summe von 380,00 DM. Am 18. Juni zelebriert Pater Joe aus der indischen Partnerpfarrei Dingdens mit Pater Polnik gemeinsam das Hochamt um 10:00 Uhr. Der 16. September ist ein besonderer Tag der Freude in Nordbrock. Bischof Bernhard Witte, der seit seiner Emeritierung im August d. J. wieder in Deutschland lebt, feiert mit den Nordbrockern um 10:00 Uhr einen besonderen Festgottesdienst. Er bedankt sich bei allen für die große Spendenbereitschaft der vergangenen 46 Jahre. Nach Aussage des Bischofs sei Nordbrock die treueste Gemeinde, die ihn immer bei seinen Aufgaben hilfreich unterstützt habe. Darum freue er sich in der Kapelle den ersten Gottesdienst in Deutschland halten zu können. Bischof Bernhard Witte gehört ab nun zum Ordenskonvent Mariengarden in Burlo, wird aber als Beichtvater in Kevelaer wohnen.Bischof Witte freut sich über die aktive Marienverehrung in Deutschland und hat zugesagt, Nordbrock bald wieder zu besuchen.

2002 Am 1. Januar zelebriert Bischof Witte um 10:00 Uhr ein festliches Pontifikalamt mit der Nordbrocker Kapellengemeinde. Assistiert wird er vom Diakon Heinz Grunden. Plötzlich und unerwartet erreicht Nordbrock am 19. Februar die Nachricht vom Tod des Paters Leonhard Polnik, der im Alter von 63 Jahren infolge eines Herzinfarktes starb. Noch am Sonntag zuvor (17. Februar) hatte er in Nordbrock die Messe zelebriert. Fast 25 Jahre betreute Pater Polnik die Kapellengemeinde seelsorgerisch. In all den vergangenen Jahren war Pater Polnik stets bei einer Nordbrocker Familie zu Gast. Dadurch entstand ein außerordentlich gutes Verhältnis zwischen dem Geistlichen und „seiner“ Gemeinde. Älteren Leuten, die den Gottesdienst nicht besuchen konnten, brachte er immer die hl. Kommunion nach Hause. Stets hatte er ein offenes Ohr für die Belange der Nordbrocker. Die Nordbrocker bezeichneten ihn deshalb freundschaftlich als „ ihren Pastor“. Auch in der Pfarrkirche hat er während dieser Zeit einen sonntäglichen Gottesdienst gefeiert. Pater Polnik wurde am 6. November 1938 als drittes Kind der Eheleute Heinrich und Elisabeth Polnik, geb. Riedel, in Hohenlinde bei Beuthen (Oberschlesien) geboren. Da nach dem Zweiten Weltkrieg dieses Gebiet unter polnische Verwaltung geriet, wurde die Familie vertrieben. Schließlich fand sie 1946 in Neckarsulm eine zweite Heimat. Nach seinem Abitur trat er im November 1959 dem Orden der Oblate der makellosen Jungfrau Maria bei und begann ein Noviziat im Kloster Maria Engelport. Ein Jahr später nahm er in Hünfeld das philosophisch-theologische Studium auf. Am 1. November 1963 legte er seine Ewigen Gelübde ab. Zwei Jahre später, am 18. Dezember 1965 wurde er vom Fuldaer Bischof Adolf Bolte in Hünfeld zum Priester geweiht. Danach war er als Lehrer in Obermedlingen und Saarbrücken tätig. Von 1968 bis 1974 studierte Pater Polnik in Mainz Anglistik und Germanistik. Nach dem Staatsexamen und Referendarzeit endete auch seine seelsorgerische Aushilfstätigkeit beim US-Militär in Mainz. Am 5. August 1976 trat er als

Studienrat am Privatgymnasium des Klosters Mariengarden seine Lehrtätigkeit in den Fächern Deutsch, Englisch und Religion an und wurde Schulseelsorger von Mariengarden. Ein gutes Jahr später wurde übernahm er als Seelsorger die Nordbrocker Kapellengemeinde. Sein silbernes „Ortsjubiläum“ in Nordbrock konnte er nicht mehr erleben. Ganz Nordbrock wird ihm sein ehrendes Andenken bewahren. Die beiden Diakone der Pfarrgemeinde, Heinz Grunden und Michael Wenk, feiern mit der Kapellengemeinde am 21. Februar um 19:30 Uhr ein Sterbegedenken in der Kapelle. Die Beerdigung von Pater Polnik ist am 2. März. Um 10:00 Uhr findet in der Klosterkirche Burlo das feierliche Seelenamt statt. Im Anschluss daran ist die Beisetzung auf dem Klosterfriedhof. Die gesamte Kapellengemeinde, zusammen mit der Pfarrgeistlichkeit Dingden, nimmt Abschied von Pater Polnik und begleit en ihn auf seinem letzten Gang. In der Pfarrkirche Dingden wird dem verstorbenen Pater am 7. März in einem Gottesdienst gedacht. Pfarrer Josef Hildebrand würdigt die Tätigkeiten von Pater Polnik in ergreifenden Worten: „Auf seine Initiative und seine Bemühungen um das kirchliche Leben in Nordbrock ist dort eine lebendige Gemeinde entstanden“. In den Jahren der Zusammenarbeit zwischen Pfarrer Hildebrand und Pater Polnik entstand eine gute Freundschaft zwischen den beiden Geistlichen. Der Kirchenchor Dingden unter der Leitung seines neuen Dirigenten Jörg Schreiner (zugleich Organist in Dingden) zeichnet sich für die musikalische Verschönerung des Trauergottesdienstes aus. Die kleine Antonius-Gemeinde Nordbrock hat Pater Polnik sehr viel zu verdanken. Gott gebe ihm die ewige Ruhe. Pfarrer Josef Hildebrand ist es ein besonderes Anliegen, dass auch weiterhin in Nordbrock regelmäßige Gottesdienste gefeiert werden können. In Gesprächen mit dem Kloster Burlo betont er dies immer wieder. Der Superior von Mariengarden, Pater Andreas Petith, erklärt sich daraufhin bereit, künftig die Gottesdienste zu zelebrieren. Dankbar und froh begrüßen sie Pater Andreas am 9. März. Unter reger Anteilnahme feiert er als neuer Seelsorger der Nordbrocker um 19:00 Uhr seinen ersten Gottesdienst der Kapelle. Er wird von nun an samstags um 19:00 Uhr die Messe feiern. Pater Andreas erlernte den Beruf des Erziehers. Nach Abendgymnasium und Abit ur folgte sein Eintritt ins Novizitat der Ordensgemeinschaft der Oblaten. Es folgte das Theologiestudium und seine anschließende Priesterweihe. Kaplansjahre verbrachte er in Augsburg und Duisburg-Rheinhausen. Danach führte ihn sein Weg als Schülerpräfekt ins Nikolauskloster, das Studienheim der Oblaten. Vor seiner Ernennung zum Superior und des Schulseelsorgers des Klosters Mariengarden arbeitete er acht Jahre als Schulseelsorger am ordenseigenen Gymnasium St. Bernhard in Willich-Schiefbahn. Zum Sechswochenamt von Pater Polnik wird in der Messe am 13. April für d ie Grabausstattung des verstorbenen Paters Polnik kollektiert. Dabei spenden die Nordbrocker 150,00 €. Unter Mitwirkung von Martina Bollmann (Saxophon) erhält der Gottesdienst eine besonders feierliche Note. Sein 25-jähriges Bischofsjubiläum begeht Bernhard Witte O. M. I. am 21. Juli 2002 mit einer Festmesse in St. Marien, Vardingholt. Auch die Nordbrocker folgen der Einladung. Viele Gratulanten kommen auch zum Empfang im Anschluss an den Festgottesdienst ins Pfarrheim.