Methode: Diagramme auswerten und erstellen - sghm.de

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Wissenschaftspropädeutisches Seminar (W-Seminar)

Methode: Diagramme auswerten und erstellen Diagramme sind grafische Darstellungen von Zahlenwerten. Ihre Vorzüge gegenüber Tabellen liegen zum einen in der größeren Anschaulichkeit (das Auge nimmt optische Aussagen schneller und dauerhafter wahr als abstrakte Zahlenreihen) und zum ande­ ren in der Möglichkeit, komplexe Zusammenhänge akzentuiert herauszustellen sowie mehrere Sachverhalte vergleichend überschaubar zu machen. Ein Nachteil gegenüber Tabellen besteht bei der Auswertung von Diagrammen darin, dass die Aussagegenauigkeit geringer ist und dass durch eine entsprechende gra­ fische Gestaltung Inhalt und Aussagen leichter manipulierbar sind. 1. Schritt: Formales/Orientierung – Welche Diagrammform wurde gewählt? – Was ist das Thema des Diagramms? – Gibt es eine räumliche/zeitliche Abgren­zung? – Welche Zahlenwerte wurden gewählt: absolute, relative, Indexwerte? – Aus welcher Quelle stammen die Daten? Wann ist sie erschienen?

Interpretationsschritte

2. Schritt: Beschreibung – Was sind die wichtigsten Aussagen? – Lassen sich zeitliche Entwicklungen (Zunahme, Abnahme, Stagnation) und Regelhaf­ tigkeiten ablesen? – Sind bedeutsame Details, kausale und funktionale Zusammenhänge erkennbar? 3. Schritt: Erklärung – Wie sind die dargestellten Sachverhalte zu erklären? – Welche möglichen Ursachen und Folgen lassen sich aus den ­beschriebenen Aspekten ableiten? – Welche zusätzlichen Informationen sind zur Erklärung heranzuziehen? 4. Schritt: Bewertung – Ist die Diagrammform eine geeignete? – Reicht die Aussagegenauigkeit aus? – Werden Sachverhalte verzerrt oder ver­fälscht? Hinweise zum Erstellen von Diagrammen Auch wenn Diagramme sich heute mithilfe des Computers schnell und mühelos erstel­ len lassen, sind einige Grundsätze zu berücksichtigen, damit die grafische Darstellung aussagekräftig ist und möglichst keine Fehlinterpretationen zulässt: – Eine für das gegebene Zahlenmaterial geeignete Diagrammform ist zu wählen. – Die grafische Darstellung muss für sich allein verständlich sein: einfach und über­ sichtlich gestalten, nicht zu viele Details aufnehmen. – Die optische Größe der zeichnerischen Elemente muss den Zahlenwerten entspre­ chen. – Die Proportionalität zwischen Objektwert und Diagrammwert ist zu wahren: Keine künstlichen Vergrößerungen oder manipulativen Verkleinerungen! – Linien, Flächen, Schraffuren und Farben müssen gut unterscheidbar sein. – Wesentliche Bestandteile des Diagramms sind zu beschriften (Achsenmaßstäbe, Einheiten etc.). – Das Diagramm erhält einen Titel sowie Angaben über die Datenquellen.

© Ernst Klett Verlag GmbH, Leipzig 2009 | www.klett.de | Alle Rechte vorbehalten Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten.



Wissenschaftspropädeutisches Seminar (W-Seminar)

Diagrammarten 1  Entwicklung der Beschäftigtenzahl nach Wirtschaftssektoren in einem Staat Beschäftigte in Mio. 50

40

Tertiärer Sektor 30

20

Sekundärer Sektor 10

Primärer Sektor 1960

1960

1970

1980

1990

2000

2006

2  Beschäftigte nach Wirtschaftssektoren in einem Staat 1970 und 2008

40 30 20 10

1970

2008

3  Anteil der drei Wirtschaftssektoren am BIP eines Staates (in %) Primärer Sektor 8,1

Sekundärer Sektor 22,7

Tertiärer Sektor 69,2

Sie eignen sich vor allem für die grafische Dar­ stellung von Zeitreihen und Entwicklungen, vor allem wenn eine größere Zahl zeitabhän­ giger Daten wiederzugeben ist oder wenn ver­ schiedene Beobachtungsreihen miteinander verglichen werden sollen. Manchmal wird der Maßstab auf der Abszisse bzw. Ordinate loga­ rithmisch gewählt. Bei der Anlage der Skalen auf der Abszisse und Ordinate ist darauf zu achten, dass keine Stau­ chungen oder Zerrungen vorgenommen wer­ den, z. B. durch eine Verkürzung der Zeitinter­ valle auf der Abszisse oder eine übertriebene Überhöhung oder Verkleinerung der Einheiten auf der Ordinate; dies würde die Aussagen u. U. optisch verfälschen. Eine Sonderform von Liniendiagrammen sind Flächendiagramme, bei denen die ­Kurven übereinander angeordnet und die Flächen zwi­ schen den Kurven durch Schraffuren oder Far­ ben kenntlich gemacht werden. Sie bieten sich vor allem zur Darstellung von Entwicklungen einer Gesamtgröße mit unterschiedlichen Teil­ größen an. Die oberste Linie gibt dabei den Gesamtwert an.

Kurven- und Liniendiagramme

Sie eignen sich vor allem zur Veranschau­ lichung statistischer Werte in einer zeitlichen oder räumlichen Folge, wobei die Säulen bzw. Balken noch einmal unterteilt werden kön­ nen, um Teilgrößen darzustellen. Das Balken­ diagramm unterscheidet sich vom Säulendi­ agramm lediglich durch die horizontale Lage. Bei Zeitreihen wird das Balkendiagramm aller­ dings kaum genutzt. Bei der Auswertung eines Säulendiagramms ist vor allem darauf zu achten, ob die Höhen­ skala bei Null beginnt und die Höhenangaben auf der Ordinate proportional zu den darge­ stellten Zahlen erfolgen.

Säulen- und Balkendiagramme

Sie werden vor allem zur Darstellung der pro­ zentualen Zusam­mensetzung einer Gesamt­ menge (Kreis = 100 %, 1 % = 3,6 °) genutzt. Dazu wird der Kreis in mehrere Segmente unterteilt, deren proportionaler Anteil den Teilkomponen­ ten der Gesamtmenge entspricht. Will man die Gesamtmenge in verschiedenen Jahren nicht nur relativ, sondern auch absolut wie­ dergeben, stellt man verschieden große Kreise neben- bzw. untereinander. Zur Darstellung der ­Größen benutzt man dabei in der Regel die Kreisflächen und nicht die Durchmesser. Bei der Anlage eines Kreisdiagramms ist darauf zu achten, dass auch die absolute Bezugsgröße aus der Darstellung hervorgeht: Die Gesamtmenge und die Teilmengen zusätz­ lich in Z ­ ahlen angeben!

Kreisdiagramme

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Wissenschaftspropädeutisches Seminar (W-Seminar)

Sie erlauben es, drei Komponenten einer Gesamtmenge (meist mit 100 gleichgesetzt) innerhalb eines gleichseitigen Dreiecks darzustellen. Fällt man nämlich von einem beliebigen Punkt im Dreieck die Senkrechten auf seine ­Seiten, so ist die Dreiersumme der Werte immer konstant. Mit mehreren regelhaft verteilten Punkten lassen sich Gruppenbildungen darstellen, z. B. Aufteilung der Erwerbstätigen nach den drei Wirt­ schaftssektoren in verschiedenen Ländern, oder Entwicklungen aufzeigen, z. B. Anteil der Erwerbstätigen nach Wirtschaftssektoren innerhalb eines Landes im historischen Ablauf. Im letzten Fall werden die Beispielpunkte mit einer Linie verbunden.

Dreiecksdiagramme (Strukturdreiecke)

In einem Konzentrationsdiagramm lässt sich z. B. darstellen, wie sich das Gesamtein­ kommen in einem Land auf verschiedene Bevölkerungsgruppen verteilt. Für die unterste Gruppe der Tabelle tragen Sie in die Grafik den Prozentanteil am ­Einkommen ein. Nun addieren Sie zum letzten Prozentwert den Prozentanteil der zweiten Gruppe (also 8 + 14) und tragen diesen Wert bei 40 auf der Abszisse ein. Fahren Sie weiter so fort: durch Kumulieren (Hinzuaddieren) erhalten Sie noch drei weitere Punkte. Verbinden Sie schließlich die einzelnen Punkte zu den spitzwinkligen Ecken. Je näher eine solche Kurve bei der Diagonalen liegt, desto gleichmäßiger ist das Gesamt­ einkommen verteilt. Je stärker sich die Kurve dem rechten Winkel unten nähert, desto stärker ist die Konzentration des Einkommens auf wenige Gruppen. So kommen sie zu Aussagen, wie z. B.: in Deutschland haben 20 % der Bevölkerung nur 8 % Anteil am Volkseinkommen, die reichsten 20 % dagegen einen Anteil von 37 %. Interessant wird in diesem Zusammenhang ein Vergleich Deutschlands mit einem Entwicklungsland.

Konzentrationsdiagramm (Lorenzkurve)

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