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Staatliches Studienseminar für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen Kusel AS Thema 5 / Lernen in der Schule- Konzeption einer Unterrichtseinheit / Januar 2011/ De

Lernen in der Schule Konzeption einer Unterrichtseinheit 1

Lernen

1.1

Zum Begriff „Lernen“

Lernen ist Veränderung im Erleben und Verhalten eines Individuums, die durch wiederholte Erfahrungen in der Interaktion mit der Umwelt zustande kommt. Vorausgesetzt wird, dass diese Veränderung des Verhaltensrepertoires nicht auf neurophysiologische Reifungsvorgänge oder vorübergehende Zustände des Organismus (z.B. Ermüdung, Erkrankung) zurückgeführt werden kann. Lernvorgänge selbst sind nicht unmittelbar beobachtbar, sondern können nur aus dem Vergleich der Reaktionen des Lernenden auf Umweltsituationen geschlossen werden. „Lernen ist ein nicht beobachtbarer Prozess, der durch Erfahrung und Übung zustande kommt und durch den Verhalten relativ dauerhaft entsteht oder verändert wird“ (Gudjons 1999, 338).

1.2 Lerntheoretische Konzepte · Assoziatives Lernen (Signallernen) Zwei Reize werden so miteinander verknüpft, dass der Nebenreiz allein genügt, um eine bestimmte Reaktion auszulösen (vgl. Versuch des Physiologen Iwan Pawlow mit Hund-Nahrung-Glocke). (Miller, R. 1999), (Pöppel, E. 1995)

· Instrumentales Lernen (operantes Lernen) Dieses Lernen geschieht über Versuch und Irrtum und läuft über das Lustzentrum im Gehirn ab: Positive Effekte führen zur Einprägung, negative Effekte zum Verdrängtwerden. (Miller, R. 1999), (Pöppel, E. 1995)

· Modelllernen Es besteht in der Fähigkeit des Menschen zur Nachahmung fremden Verhaltens und geschieht in folgenden Stufen: § Aneignung durch Aufmerksamkeit (bewusst und/oder unbewusst) § Behalten durch das Gedächtnis § Reproduktion durch Handeln (Äußerung des Verhaltens) (Miller, R. 1999)

· Kognitives Lernen Darunter versteht man: § Lernen als Informationsaufnahme und Verarbeitung § Lernen als Vorgang des Kategorisierens (Ordnen) §

Lernen als Begriffs- und Hierarchiebildung (Einordnung)

§ §

Lernen als „in Beziehung setzen“ Lernen als Wissenserwerb (Miller, R. 1999)

· Psychomotorisches Lernen Über dieses Lernen entwickeln wir unsere Sinne und die Bewegungskoordination. Hierzu gehören auch das Rechnen-, Lesen- und Schreibenlernen und die Möglichkeit, etwas zu -1-

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lernen, indem man es sich einfach nur vorstellt. (Pöppel, E. 1995)

1.3 Das Neue Lernen im Lichte der Lehr-/ Lernforschung Die neuere Forschung versteht sich als Lehr-/ Lernforschung und sucht weniger nach umfassenden Lerntheorien als nach Teiltheorien zur Erklärung von einzelnen Aspekten des Lernprozesses. Die Tatsache, dass jeder Mensch anders lernt, wird von den Erkenntnissen der psychologischen Hirnforschung hinreichend belegt. Gleichwohl schenken die gängigen didaktischen Konzepte dem zu wenig Beachtung, da im Vordergrund oft die Technik des Vermittelns steht. Der Konstruktivismus dagegen beschreibt das Lernen nicht als eine Folge des Lehrens, sondern als eigenständige Konstruktionsleistung des Lernenden. In der systemisch-konstruktivistischen Didaktik steht der Mensch mit seiner individuellen Lebensgeschichte, seinen kognitiven Fähigkeiten und seiner emotionalen Intelligenz im Mittelpunkt. Der Lernende trägt die Verantwortung für seinen Lernprozess, der Lehrende hat die Aufgabe, ihm in passend gestalteter Lernumgebung den Raum und die Möglichkeit zu schaffen, anschlussfähiges und anwendungsfähiges Wissen zu erwerben und zu vertiefen sowie vielfältige Kompetenzen für sein Leben zu entwickeln und zu erweitern. Der Lehrende ist nicht mehr in erster Linie „Vermittler“, sondern professioneller Begleiter von Lernprozessen seiner Schüler. „Das Lernen lernen“ und „lebenslanges Lernen“ in Eigenverantwortung und Selbstständigkeit sind hier Schlüsselbegriffe, die in den Rahmenlehrplänen der neueren Generation Einzug gehalten haben. „Der Kern eines am konstruktivistischen Denkens ausgerichteten didaktischen Denkens macht die Auffassung aus: § Lernen ist nicht machbar! Lernen ist bloß anregbar (perturbierbar). § Lernen kann nur jeder für sich. Von außen zwar angestoßen, vollzieht jeder seinen Lernprozess für sich selber. § Nicht Bilder einer Außenwelt werden beim Lernen aufgenommen und verinnerlicht. Von außen lösen Reize in Lernenden Energieprozesse aus, durch die subjektives Wissen gestaltet wird und eine eigene Wirklichkeit entsteht. § Dementsprechend wird die Hauptaufgabe der Didaktik darin gesehen, Modelle für Lehren und Lernen zu entwickeln, die eben diesen Anforderungen genügen.“ (Peterßen 2001, 113 f.)

1.4

Lernen in der Schule: Von der Belehrungskultur zur Lernkultur

Die neuen erkenntnis- bzw. lerntheoretischen Befunde verlangen zwingend nach einer neuen Lernkultur, die Lernen über Lehren, Konstruktion über Instruktion, Produktion über Reproduktion, Kooperation über Isolation, Diskussion über Rezeption, Expression über Impression stellt (Klippert 2002). Die Schule ist eine Stätte, in der Lernen initiiert und gefördert wird. Im Mittelpunkt steht der Schüler mit seiner Lernfähigkeit, dem Lernzuwachs, den Lernleistungen und den dazu gehörenden Lernerfahrungen, die den Lernzuwachs steuern. Durch Lernen soll der Schüler in seinen Verhaltensweisen (Denk- Arbeits-, Spiel-, Sozialverhalten) beeinflusst und dazu angeregt werden, sein Leben eigenverantwortlich zu gestalten. „Neue Formen des Lehrens und Lernens die dem selbstgesteuerten, kooperativen, forschenden, problemlösenden Lernen verstärkt Raum geben, sind wichtig, wirksam und für die Zukunft der modernen Wissensgesellschaft unerlässlich. (…) Das -2-

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anvisierte Neue Lernen reduziert die herkömmliche Lehrerdominanz ganz entscheidend und setzt stärker auf die Lehrperson als Moderator, Lernorganisator und Lernberater. Der Lehrer ist somit weiterhin für den unterrichtlichen Lernprozess zuständig – auch als Informant und Impulsgeber. Jedoch plant und gestaltet er den Lernprozess weniger in der traditionellen engen, kleinschrittigen, fragend-entwickelnden Weise als vielmehr in der Form von Lernfragen, Knobelaufgaben, Lernspielen, Debatten, Gruppen- und Partnerarbeit, Projekten und sonstigen

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Formen des eigenverantwortlichen Arbeitens und Lernens“ (Klippert 2000, 41). Im Zentrum der neuen Lernkultur steht die konsequente Grundlegung und Pflege des selbstverantwortlichen und selbst gesteuerten Lernens der Schüler, gepaart mit solidarischem Handeln und ausgeprägter Teamarbeit (Meyer 1997). Die Intensivierung des eigenverantwortlichen Arbeitens (EVA) im Unterricht setzt voraus, dass die Schüler über einigermaßen tragfähige methodische Kompetenzen verfügen, die ihnen persönlichen Erfolg sichern und nachhaltige Motivation aufbauen helfen (Klippert 2002).

Ziel ist das Erreichen von Schlüsselqualifikationen und Basiskompetenzen. Dazu zählen: · · · · ·

Die Fachkompetenz (Fachwissen, Strukturwissen, Kritik- und Urteilsfähigkeit, Problembewusstsein, Problemlösungsfähigkeit), die Beherrschung elementaren Lern- und Arbeitstechniken (Markieren, Exzerpieren, Strukturieren), die Fähigkeit zur Kommunikation und Argumentation, die Fähigkeit und Bereitschaft zur konstruktiven und Regel gebundenen Zusammenarbeit (Gruppen- und Partnerarbeitsphasen), der Aufbau spezifischer Persönlichkeitsmomente (Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, Eigeninitiative, Durchhaltevermögen).

2

Konzeption einer Unterrichtseinheit

2.1

Festlegung des Themas der Unterrichtseinheit

In der Regel plant der Lehrer von den Kompetenzen ausgehend, welche die Schüler erwerben und entwickeln sollen und sucht nach einem passenden Lerninhalt (Thema), dessen didaktisch-methodische Aufbereitung die in den Blick genommene Kompetenzentwicklung ermöglicht. Es gibt verschiedene Gründe für die Aufbereitung einer Thematik im Unterricht: Das Thema § ist im Rahmen-/ Lehrplan eines Lernbereichs oder eines Faches vorgesehen § wurde in den schulinternen Arbeitsplan aufgenommen § wird von den Kindern in den Unterricht getragen § wird von der Lehrkraft als bildend erachtet § ist aktuell § (...)

2.2

Informations- und Ideensammlung

Ist die Thematik zum Unterrichtsinhalt geworden, läuft die Vorbereitung der Unterrichtseinheit auf mehreren Ebenen ab, die in der Praxis nicht zu trennen sind. Zunächst wird die Lehrkraft zum Jäger und Sammler nach Informationen, Medien und Materialien. Sie recherchiert im Internet, sichtet Bücher und andere Printmedien, durchstöbert die eigenen Materialbestände und diejenigen der Schule, sucht Medien- und Bildstellen auf und vergisst nicht, die Schulbücher zu durchforsten. Mindestens genau so wichtig wie die Sammlung von Informationsmaterial ist eine breit gefächerte Ideensammlung. Dabei bietet sich die Erstellung einer Mind-Map an, die jederzeit ergänzt und verändert werden kann. Im Rahmen der Ideensammlung wird das -4-

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Thema verstärkt aus dem Blickwinkel des Lernbereichs und der anderen Fächer betrachtet. Dabei geraten auch erste didaktisch-methodische Erwägungen in den Blick.

Die dritte Ebene ist die der Schüler. Bei der Vorbereitung der Unterrichtseinheiten bietet es sich an, rechtzeitig die Schüler in die Material- und Ideensammlung einzubeziehen. Sie können und sollen sich alleine oder mit Unterstützung der Lehrkraft über das Sammeln und Vorstrukturieren dem künftigen Unterrichtsinhalt nähern. Die Schüler müssen im Rahmen des Unterrichts immer Gelegenheit haben, ihre Vorerfahrungen und Interessen einzubringen. Idealerweise werden diese als Ausgangspunkt des Unterrichts genutzt. Zwischen einer ersten gemeinsamen Ideensammlung und dem tatsächlichen Start in die Unterrichtseinheit können mehrere Tage oder Wochen liegen. Beispiel für eine Ideensammlung: Unterrichtseinheit zum Thema „Piraten“ Piratenspiel (planen, anfertigen und erproben)

Piratenschiff (Texterschließung; Teile des Schiffes beschriften)

Piraten und Freibeuter (Kugellager) Plakatgestaltung)

Kampf und reiche Beute (Texterschließung und

PIRATEN Piraterie früher und heute (Informationen aus Karten und Texten entnehmen)

Piratenregeln (Texterschließung, Formulierung von Regeln)

berühmte Piraten (Expertenmethode, Steckbrief)

Piratenfest

Piratenflaggen (Recherche in Sachbüchern und Internet)

2.3

Didaktische und methodische Überlegungen

Die eingangs erwähnten Überschneidungen mehrerer Entscheidungsstränge werden besonders in jener Phase deutlich, wo es um die Untergliederung der Unterrichtseinheit in mehrere sinnvolle Sequenzen geht. Die didaktischen und methodischen Überlegungen und Entscheidungen basieren auf einer Bedingungsanalyse, die diejenigen Gegebenheiten und Probleme in den Blick nimmt, aus denen sich Konsequenzen für die Planung ableiten lassen. Die Bedingungsanalyse umfasst: ·

Rahmenplan, Teilrahmenpläne/ Lehrpläne -5-

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· · · ·

·

schulinterne Arbeitspläne die zu erwerbenden oder zu erweiternden Kompetenzen (Bildungsstandards) das zu erwerbende Wissen (die „Sache“, das Thema) die Situationsanalyse der Lerngruppe v die Klasse als soziales System v die individuellen Lernvoraussetzungen der Schüler bezüglich der Thematik und der zu erwerbenden Kompetenzen weitere Bedingungen (Stundenplan, Konferenzbeschlüsse, Klassenraum, …)

Bevor didaktisch-methodische Überlegungen angestellt werden, wird von der Lehrkraft das zu erwerbende Wissen (Sach- oder Fachkompetenz) beleuchtet. Beispiel für Inhalte einer Sachanalyse: Unterrichtseinheit zum Thema „Piraten“ · · · · · · ·

Begriffsbestimmung: Piraten (wilde Piraten/ Freibeuter) und Piraterie Piratenschiff (Segelschifftypen, Teile des Piratenschiffes) Waffen Beute Piratenflaggen (Bedeutung von Farben und Darstellungen) Piratenregeln usw.

Die Zielperspektive des Unterrichts wird bestimmt vom zu erwerbenden Wissen und den zu entwickelnden Kompetenzen: Die Ziele des Unterrichts liegen in erster Linie auf der Ebene der Kompetenzentwicklung; jedoch sind Kompetenzen nur in Verbindung mit einem Thema bzw. an einem Inhalt zu erwerben und kumulativ weiterzuentwickeln. Der Lehrer (- und wenn immer möglich, bezieht er die Schüler in die Planung ein -) plant, a) welches anschluss- und anwendungsfähige Wissen erworben werden soll, b) welche überfachlichen und fachlichen Kompetenzen entwickelt werden sollen. Beispiel für Kompetenzen, die innerhalb der Unterrichtseinheit „Piraten“ trainiert werden: Als Zielperspektive beinhaltet die Thematik laut Teilrahmenplan Sachunterricht „ Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft“ – Perspektive Zeit folgende grundlegende Kompetenz: · „Veränderung menschlicher Gewohnheiten, Bedürfnisse und Lebensumstände an ausgewählten Beispielen erkennen“ (Teilrahmenplan SU, S. 28). Neben der fachlichen Kompetenz werden folgende überfachliche Kompetenzen geschult: · · · · · ·

Informationen aus Texten und Karten entnehmen Informationen zusammenfassen und ordnen kooperieren kommunizieren, diskutieren und argumentieren Lernergebnisse visualisieren und präsentieren Spiele/ Feste gemeinsam planen und durchführen

Beim Thema Einen Steckbrief zu einem berühmten Pirat erstellen könnte als Schwerpunkt der Kompetenzentwicklung das Entnehmen von Informationen aus Texten durch -6-

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Markieren oder das Präsentieren der Arbeitsergebnisse fokussiert werden. In der Sachanalyse werden auch diese Kompetenzen erläutert: Was versteht man unter „Präsentieren?“ usw. In der didaktischen Analyse geht es um eine Passung der „Sache“ und der Kompetenzen auf die betreffenden Schüler einer Lerngruppe (Didaktische Reduktion; Begründung der Thematik, Vorerfahrungen der Schüler...). Die methodischen Überlegungen nehmen ihren Ausgangspunkt bei der angestrebten Wissens- und Kompetenzentwicklung, berücksichtigen die spezifischen Bedingungen (Bedingungsanalyse) und münden in das Planen und Arrangieren von Handlungssituationen, in denen die Schüler möglichst eigenverantwortlich und selbstständig zielorientiert handeln können. Der Lehrer sorgt für eine anregungsreich gestaltete Lernumgebung, in der den Schülern individuelle Lernfortschritte ermöglicht werden. Durch die Auseinandersetzung mit dem Thema in einer von der Lehrkraft vorstrukturierten Art und Weise entwickeln die Schüler auf unterschiedlichem Niveau ihr Wissen und ihre Kompetenzen. Die Artikulation des Unterrichts (lat: articulus = Glied), meint die Gliederung unterrichtlicher Prozesse in Phasen, Abschnitte, Etappen, Schritte oder Stufen. Hierbei sind Lernvorgang, Lerninhalt und angestrebte Ziele aufeinander bezogen. Unter Artikulation verstehen wir ganz allgemein eine Gliederung zum Zwecke der Deutlichkeit. "Der Unterrichtsprozeß soll so gegliedert werden, dass er für Lehrer und Schüler einen einsichtigen, nachvollziehbaren Aufbau erhält" (Meyer, H. 1994, 156). Bei der Verwendung von Medien und Arbeitsmitteln sollten folgende Punkte beachtet werden: · ·

· ·

2.4

Bei der Herstellung und/ oder Bereitstellung von Unterrichtsmedien ist auf Verhältnismäßigkeit, Ökonomie und Wiederverwertbarkeit zu achten. Bei Unterrichtsmittel muss ersichtlich sein, woher diese stammen. Kennzeichnen Sie Medien und Arbeitsmittel auch, wenn Sie diese selbst gestaltet haben ( gedichtet, geschrieben, erfunden, gemalt...). Beziehen Sie, wenn möglich, Schulbücher und Hefte ( Mappen) der Schüler in Ihren Unterricht ein. Nutzen Sie die neuen Medien in der Unterrichtsplanung und –durchführung.

Der Dreischritt beim Lernen als Grundmodell

Jedes Lernen lässt sich als Dreischritt gliedern. Diese drei Grundakte des Lernprozesses bestimmen in der Regel die Grobgliederung des Unterrichts: A.

Hinführung zum Lerninhalt (Einstimmung, Einstieg, Motivation)

Der Lernende soll: · Interesse am Lerninhalt gewinnen, · erfahren, welche Lernmöglichkeiten der Unterricht für ihn bereithält, · den Lerninhalt sich erschließen wollen. Der Lehrende soll: · Lernzugänge bereitstellen (für eine anregungsreiche Lernumgebung sorgen), · solche Lernaufgaben auswählen, die den Zugang am besten ermöglichen und die gegebenenfalls Probleme deutlich werden lassen. -7-

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B.

Arbeit am Lerninhalt

Der Lernende soll: · Probleme bedenken, · Zusammenhänge durchschauen und Lösungsschritte durchlaufen. Der Lehrende soll: · angemessene Erarbeitungs- und Lösungssituationen schaffen, · angemessene Lehr- und Lernweisen einsetzen, · gezielte Lernhilfen geben (Förderung, Differenzierung). C.

Festigung des Lernergebnisses ( Abschlussphase)

Der Lernende soll · über Wissen, Können, Erkenntnisse und Haltungen individuell verfügen und die Möglichkeit erhalten, intelligentes Wissen anzuwenden, · er soll seine Arbeit und sein Lernen angemessen reflektieren. Der Lehrende soll · für Möglichkeiten des Wiederholens, des Übens, des Einordnens, des Vertiefens, des Übertragens und des Anwendens in sinnvoller Weise sorgen.

2.5

Die Unterrichteinheit „Piraten“ im Überblick

Die Unterrichtseinheit umfasst 11 Unterrichtsstunden in den Fächern Deutsch und Sachunterricht. Im Fach Deutsch spielen Kompetenzen der Teilbereiche Sprechen und Zuhören, Texte verfassen und Lesen, Umgang mit Texten und Medien (Teilrahmenplan Deutsch, 22 f.) eine tragende Rolle. Std . 1

2

Thema der Stunde

Offenlegung der themenspezifischen Vorkenntnisse der Schüler Piraterie früher und heute

3

Wilde Piraten und Freibeuter

4

Piratenschiff

5

Berühmte Piraten

6

Piraten-Steckbrief erstellen

Handlungssituationen/ Handlungserfahrungen

Mit Bildassoziationen (Bildkartei) wird das Vorwissen der Schüler abgerufen und Fragen zum Thema werden aktiviert. Die Schüler entnehmen aus Texten Informationen, markieren sie und tragen die gesuchten Begriffe an der richtigen Stelle in der Karte ein. Die Schüler führen ein Doppelkreisgespräch zum Thema „Arten von Piraten“ durch. Dabei werden Schlüsselbegriffe notiert, Textinhalte vorgetragen und Unterschiede und Gemeinsamkeiten in einer Tabelle fixiert. Durch Text-Bild-Zuordnung erarbeiten die Schüler die Teile des Piratenschiffes. Die Schüler beschaffen sich Informationen über verschiedene berühmte Piraten und geben diese in gestuften Gesprächen weiter (Expertenmethode). Die Schüler sammeln selbstständig in Sachbüchern oder Internet Informationen über einen ausgewählten Piraten, -8-

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7

Piraten-Regeln

8

Piratenflaggen

9

Kampf und reiche Beute

10 Piratenspiel planen, anfertigen und erproben 11 Piratenfest planen und durchführen

2.6

erstellen einen Steckbrief und präsentieren ihn. Die Schüler denken sich in das Piratenleben und formulieren auf der Grundlage eines Informationstextes Regeln für das Zusammenleben. Die Schüler eignen sich Wissen über Farben und Motive von Piratenflaggen an und entwerfen und gestalten selbstständig auf der Grundlage des Gelernten eine Piratenflagge. Die Schüler bündeln Lerninhalte und visualisieren diese auf Lernplakaten. Die Schüler wenden ihr Wissen zum Thema Piraten an, indem sie wichtige Fragen zu Oberbegriffen formulieren und beantworten. Die Schüler planen unter Anwendung des Gelernten ein Fest.

Ein Blick auf eine Einzelstunde

Folgendes Beispiel soll eine Möglichkeit aufzeigen, wie die angestrebte Kompetenz- und Wissenserweiterung am Thema „Piraten“ – eine Unterrichtseinheit im 4. Schuljahr formuliert werden kann.

Thema der Unterrichtseinheit: Piraten Thema der Stunde: Berühmte Piraten Wissens- und Kompetenzentwicklung

Handlungssituationen

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Veränderung menschlicher

Die Schüler beschaffen sich Informationen über

Gewohnheiten, Bedürfnisse und

berühmte Piraten (Klaus Störtebeker, Sir Francis

Lebensumstände an ausgewählten

Drake, Anne Bonny und Mary Read, Edward

Beispielen erkennen.

Teach).

Texte erschließen.

Jedem Schüler wird ein Text über einen der vier Piraten zugelost. Die Schüler lesen ihren Text und unterstreichen wichtige Informationen.

Kommunizieren und Kooperieren.

Alle Schüler, die den gleichen Text bearbeitet haben, finden sich in einer Stammgruppe wieder. Der Inhalt des Textes wird nochmals wiederholt. Wesentliche Stichpunkte, die auf einen Spickzettel notiert werden, werden gemeinsam festgelegt.

Lernergebnisse präsentieren. Mit Hilfe des Spickzettels stellen die Experten ihren Piraten vor. Im Plenum erfolgt abschließend eine Gruppenpräsentation und Sicherung der Ergebnisse an der Tafel.

2.7

Strukturierungshilfe zur Planung einer Unterrichtseinheit

Die folgende Tabelle dient der Übersichtlichkeit und damit der Selbstkontrolle bei der kontinuierlichen Planung von Unterricht in Unterrichtseinheiten und -sequenzen. Sie gewährleistet einen guten Überblick über das Unterrichtsgeschehen und kann somit der Planung und der Reflexion im Sinne einer Lernschleife nutzen. Allzu häufige Wiederholungen (beispielsweise beim Einstieg, bei der Wahl von Aktions- und Sozialformen, Übungsphasen, Schlusssituationen...) können auf diese Weise deutlicher ins Auge fallen, notwendige Abwechslungen im methodischen Vorgehen eher bedacht werden. Die Einteilung der Tabelle und die Gewichtung der einzelnen Schwerpunkte können individuell variieren und fachspezifisch gestaltet werden. - 10 -

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Planung der Unterrichtseinheit_______________________________ Fach:________________

Klasse:________

Datum Thematischer Schwerpunkt Wissens- und Kompetenzerweiterung

Einstieg/ Motivation Did.-method. Kommentar ·

Handlungssituationen

·

Methoden

·

Sozialformen

Abschluss (Abrundung, Ausblick)

Materialien/ Medien

Schnittstellen/ Vernetzungen

( frühere Sequenzen, fächerübergreifende Aspekte, Projekte...)

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(Termine, Besonderheiten, Bestellung von Medien, Absprachen...)

Reflexion

3

Literaturhinweise

Glöckel, H. (2003): Vom Unterricht. Bad Heilbrunn Gudjons, H. (1999): Pädagogisches Grundwissen. Bad Heilbrunn Gudjons, H. (2002): Didaktik zum Anfassen. Bad Heilbrunn Klippert, H. (2000): Pädagogische Schulentwicklung. Weinheim und Basel Klippert, H. (2002): Eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen. Weinheim und Basel MBFJ Rheinland-Pfalz (2005): Rahmenplan Grundschule MBFJ Rheinland-Pfalz (2005): Teilrahmenplan Deutsch MBFJ Rheinland-Pfalz (2006): Teilrahmenplan Sachunterricht Miller, R. (1999): Lehrer lernen. Weinheim und Basel Pöppel, E. (1995): Lust und Schmerz. Über den Ursprung der Welt im Gehirn. München

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